Ich stelle mich vor

(Krebs, Entzündung, Operation, Nachsorge, Verdauung, Ernährung, Diabetes, Reha, Recht ...)

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Sabricia
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Registriert: 6. Juli 2008, 03:03
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Ich stelle mich vor

Beitrag von Sabricia »

Bei mir fing alles am Morgen des 14.01.07 an. Unglaubliche Bauch- und Brustschmerzen, Brechreize...
Als der Notarzt eintraf konnte er auch nicht mehr tun als Schmerz- und Schlafmittel zu verabreichen und einen Krankentransport zu bestellen. Als dieser nach einer geschlagenen Stunde eintraf und wir ca. 5 Minuten später im Krankenhaus waren, wurde eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse mittels eines Ultraschalls diagnostiziert.
Ich wurde auf Station gebracht und man sagte, dass das nicht allzu lange dauern würde bis das wieder vergeht.
Da mein Zustand aber Tag täglich schlechter wurde und die Entzündung nicht abheilte, verlegte man mich prompt auf die dafür zuständige Intensivstation.
Dort wurde die Entzündung als akut, besonders schwer, hämorrhagisch und nekrotisierend entlarvt.
Spätestens jetzt musste man sich damit abfinden, dass dies kein "mal eben so wegoperiertes" Problem darstellt, sondern in vielen Fällen tödlich endet.
Diese Entzündung fing schnell an "um sich zu schlagen", schränkte die Leber in ihrer Funktion ein und schädigte die Lunge stark. Die Folgen waren eine Lungenentzündung und ARDS.
Die Ärzte waren gezwungen sie in ein "künstliches Koma" zu versetzen und eine Beatmungsmaschine anzuschließen. Im Schnitt mussten ihr dann in den folgenden Wochen zwischen 60% und 80% Sauerstoff zugeführt werden. Die Atemdrücke welche die Maschine vorgab mussten enorm hoch sein, damit ich überhaupt genug Luft bekam.
Durch die Fehlfunktion der Leber, stieg nun auch noch der Ammoniakgehalt im Blut extrem hoch an. Dementsprechend musste man mich zweimal einer Blutwäsche unterziehen. Es sah alles andere als gut aus... Der Zustand verschlechterte sich immer weiter. Meine Verwandtschaft wurde sogar an einem Tag zu später Stunde ins Krankenhaus gebeten, für den Fall der Fälle...

Die Lunge entwickelte sich immer mehr zum Hauptproblem. Leber und Bauchspeicheldrüse zeigten Heilungsansätze. Die Lunge hingegen war stark mitgenommen und starr. Diese Starrheit kann ab einem gewissen Grad irreparabel sein. Geschieht dies kann man für den Patienten nichts mehr tun.
Es kam zu "Up's & Down's". Mal etwas besser, mal etwas schlechter. Oft einfach nur Stillstand.

Auf einmal ging es aber dennoch langsam bergauf. Es erschien Licht am Ende des Tunnels. Ich fing von alleine plötzlich an spontan zu atmen. Die Lunge dehnte sich wieder aus, die Sedierung konnte verringert werden. Es dauerte noch einige Zeit, aber nachdem ich wach gemacht wurde und mit meiner Situation klar gekommen war, machte ich Tag für Tag große Sprünge nach Vorne.
Das Beatmungsgerät konnte am 27.02. entfernt werden, der Schlauch aus der durch einen Luftröhrenschnitt geschobene Öffnung gezogen werden.

Nun beginnt der wohl etwas längere Regenerationsprozess... Die Muskeln müssen nach über 3 Wochen Dauernarkose wieder in Schwung gebracht werden. Die Lunge muss wieder zu alter Stärke finden.

Mein Fall wird nun Bestandteil eines Vortrages werden, welchen einer der behandelnden Ärzte irgendwo halten wird.

Der Hauptauslöser für die Bauchspeicheldrüsenentzündung ist übrigens bis heute ungeklärt...

Die Kur danach brachte ein bisschen was , ich lernte wieder besser laufen zu lernen usw... Nach 2 1/2 Wochen wurde ich dann endlich nach Hause entlassen. Ich dachte jetzt wird alles besser, aber leider wurde es das nicht meine Blutwerte wurden zwar etwas besser , aber dafür bekam ich jetzt Wasser im Bauch durch die Entzüdnung. Nachdem ich damit dann endlich mal zum Arzt gegangen bin , wurde ich wieder in die Klinik eingewiesen. Diesmal landete ich in der Inneren Medizin dort , wurde zuerst eine Azitespunktion gemacht um den Bauch zu entlasten. Leider musste ich immer noch ein paar Tage im Krankenhaus bleiben.

Es wurden wieder verschiedende Tests gemacht um die genaue Ursache rauszubekommen. Man sagte mir dann, das meine Leber sich verkleinert hat und ich wahrscheinlich eine Lebertransplantation brauche. In dem Moment ist wieder eine Welt für mich zusammen gebrochen, ich wollte doch nichts weiter als endlich wieder gesund sein. Ich bekamm dann erst mal eine Bluttransfusion und wurde wieder auf die Intensivstation gebracht. Dort fiel ich wegen der hohen Ammoniakwerte wieder ins Koma. Meine Familie wurde benachrichtigt, da die ärzte nicht mehr weiter wussten, wollten sich mich deswegen in die Uniklinik verlegen. Das geschah dann auch.

Auf der Intensivstation in der Uniklinik, wurde auch fest gestellt das mit meiner Leber alles in Ordnung ist, man ist dann von einer Stoffwechselkrankheit ausgegangen, das hat sich aber auch nicht bestätigt. Man ist jetzt der Überzeugung das die hohen Ammoniakwerte
noch von der Bauchsspeicheldrüsenentzündung kommen. Die Azites hat sich jetzt etwas gebessert, aber es läuft immer noch Wasser in den Bauch. Deswegen muss ich wohl noch operiert werden. Aber die Zysten an der Bauchspeicheldrüse sind nicht mehr da. Dort hat man bei einer ERCP eine Drainage geleget. Ich wurde dann endlich am 24 Juli entlassen, jetzt muss ich nur noch kräftig zunehmen und alle 2 Wochen in die Klinik zur Blutabnahme. Aber die Blutwerte werden von Woche zu Woche besser.

Die Op wurde von mir selber erst mal abgesagt, weil alles wieder in Ordnung war. Ich hatte dann auch ein gutes halbes Jahr Ruhe bis im März 08 wieder beschwerden da waren. Ich wurde erstmal 6 Tage im KH behalten man hat mich dann aber wieder entlassen, weil es mir sehr gut ging. 2 Wochen später war ich wieder da, der Prof. zögerte nicht lange und sagte das jetzt eine Zystejejunostomie gemacht. Die Op war auch erfolgreich nur leider habe ich danach wieder sehr viel Blut verloren, ich kam wieder auf die Intensivstation. Man stellte nichts fest, durch mehrere Untersuchungen, mein HB-Wert stieg auch wieder und ich kam wieder auf die normale Station. Man überlegte sogar mich schon zu entlassen, ich sagte dem Arzt das die Idee nicht die beste ist und ich hatte recht. Freitag wurde der ZVK gezogen und abends ging es wieder los ich fing an Blut zuspucken und mein Kreislauf sackte ab. Kurzerhand war ich wieder auf der Intensivstaion, da ging es dann besser der Arzt wollte noch keinen neuen ZVK legen nur erst eine Arterie, ich bekam dann auch wieder 4 Beutelblut, danach fühlte ich mich dann auch gleich besser.

Am nächsten morgen fing ich dann wieder an zu kollabieren und spukte wieder Blut. Der Arzt überlegte nicht lange und es wurde ein Notfall-CT gemacht vorher hat mir noch schnell einen neuen ZVK gelegt. Als ich aus dem CT kam war dann auch der Oberarzt von der Chirugie da und sagte ich habe eine arterielle Blutung und man würde eine Embolisation per Angio-Ct machen. Das wurde den Nachmittag dann auch gemacht. Danach war das Wochenende für mich sehr ruhig und ich kam wieder auf die normale Station. Dienstag ging das ganze dann nochmal los, die Ärzte hatten dann aber alles sehr schnell im Griff. Nur der Radiologe wollte das Angio-CT machen während ich wach bin. Ich erklärte ihm aber, das ich dann eher hier raus kriechen würde. Also wurde auch das unter Narkose gemacht. Ich lag danach noch eine Woche im Krankenhaus und bin danach auf KUr gefahren in die Vitalisklinik nach Bad Hersfeld.

Seit 3 Wochen bin ich jetzt wieder zu Hause und ich muss sagen es geht mir wirklich recht gut, zugenommen habe ich auch wieder und an Essen vertrage ich auch fast alles.

SO das war meine kurze Krankengeschichte. Sorry wenn Schreibfehler drin sind.

Liebe Grüße Sabricia
Zuletzt geändert von Sabricia am 10. Juli 2008, 21:22, insgesamt 1-mal geändert.
Meine Meinung steht fest , bitte verwirren sie mich nicht mit Tatsachen.
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Norbert
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Re: Ich stelle mich vor

Beitrag von Norbert »

Hallo Sabricia,

ist wirklich erstaunlich, was du so alles überstanden hast. :o
Da wird einem klar, wieviel Kraft manchmal in einem steckt. Anscheinend bist du ein richtiges Stehaufmännchen. Deine Geschichte ist wirklich vortragsreif.

Ich wünsche dir, dass es jetzt auch so bleibt und du dich richtig erholen kannst. :D

Alles Gute

LG
Norbert
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Reinhard
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Registriert: 1. Mai 2008, 09:32
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Re: Ich stelle mich vor

Beitrag von Reinhard »

Hallo,
ist ist schon erstaunlich was der Mensch alles aushalten kann. Ich freue mich dass es Dir besser geht. Auch ich lag nach der OP 1995, nekrotisierende Pankreatitis, sieben Wochen im Koma, mit Überlebenschancen von 10%, so die Ärzte zu meiner Frau.
Erst unter anderen mit Hilfe des AdP´s habe ich Lebensqualität gewonnen.
Alles Gute weiterhin!
Lieben Gruß
Reinhard
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