Chemotherapie mit Gemzar - Erfahrungsbericht

(Krebs, Entzündung, Operation, Nachsorge, Verdauung, Ernährung, Diabetes, Reha, Recht ...)

Hier haben Sie als Betroffene(r) und/oder ratsuchende(r) Besucher(in) dieser Plattform die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen oder Hilfestellung zu geben.
Lieschen
Beiträge: 7
Registriert: 14. August 2012, 08:37

Chemotherapie mit Gemzar - Erfahrungsbericht

Beitrag von Lieschen »

Nach fast 6 Monaten Chemo (dazu später mehr) hab ich es jetzt hinter mir und die Anschlußheilbehandlung vor mir.

Als man mir mitteilte, dass ich eine Chemo bräuchte, habe ich im Netz nach Erfahrungen gesucht, ohne wirklich fündig zu werden. Da es meine erste Chemo war, bin ich ein bisschen ängstlich gewesen, auch wenn es die ganze Zeit hieß, die Chemo wäre allgemein gut verträglich. Daher für alle, denen es ähnlich geht, hier mein Bericht - höchst individuell, und daher nicht geeignet, Angst oder Mut zu machen. Wer aber alle Nebenwirkungen bekommt, von denen er oder sie liest, sollte wegklicken.

Meine Chemo mit Gemzar sollte 18 Mal laufen, jede Woche ,immer mit einer Woche Pause nach drei Mal. Dazu wurde mir mit einer kleinen Vollnarkose ein Port implantiert. Über diesen Port, den ich immer noch habe (und auch wohl noch ein bisschen behalte) wurde Blut abgenommen, das Mittel gegen Übelkeit und die Chemo gegeben. Dieser kleine Gummiball liegt bei mir direkt unter der Haut unterhalb des Schlüsselbeins und stört im Alltag fast nicht ( man kann keinen Rucksack tragen, das drückt). Bei der Chemo wird er mit einer Portnadel angestochen. Leider bin ich so gar kein Fan von Spritzen und Nadeln (ganz hilfreich bei Diabetes!), deshalb hab ich so eine Stunde vorher ein Emla Pflaster auf die Einstichstelle geklebt - dann merkt man den Stich nicht. Die Chemo selbst läuft so ca 30 Minuten. Die ersten drei Male war das alles relativ unspektakulär: mir war hinterher etwas übel und am nächsten Tag fühlte ich mich wie bei einer aufziehenden Grippe - leicht matschig.
Ab dem zweiten Block wurde das mit der Übelkeit schlimmer - ca 6 Stunder später habe ich mich übergeben, und die Schmerzen - hauptsächlich Gliederschmerzen - am nächsten Tag wurden auch etwas schlimmer.

Ich bin schon recht früh von Hausarzt und Heilpraktiker betreut worden; beide kennen sich mit Krebspatienten und auch mit BSP-Krebs gut aus und empfahlen mir Infusionen mit Glutathion (Schreibweise unbekannt) sowie Nahrungsergänzung in Form von Selen, Eisen, Zink, Magnesium und VitaminC zur Bekämpfung derr freien Radikalen und zur Entgiftung.
So ab Mitte des dritten Blocks fingen meine Haare dann an, auszugehen. Also, ich hab jetzt keine Glatze, aber so fast ein Drittel meiner Haare verloren. Natürlich habe ich auch gedacht:"Scheiß auf die Frisur, Hauptsache ich bleibe hinterher gesund", aber als dann die Haare nach dem Waschen in der Badewanne lagen und ich den Abfluß frei gepult habe, flossen doch ein paar Tränen. Wer mich nicht kennt, würde das nicht sehen, die Haarpracht ist halt einfach etwas dünner, aber eine (zum Glück) kurze Zeit sah man es an den Wimpern. Da fiel das Dünne viel stärker auf! Aber nichts, was sich mit Mascara und Eyeliner nicht beheben ließ. Und es war, wie gesagt, nur eine kurze Zeit.
Auch die Knochenschmerzen sind im Verlauf der Chemo stärker geworden und länger geblieben. Manchmal wie bei einem blauen Fleck, manchmal wie bei einem verknacksten Fuß. Ich bin nicht mehr besonders schnell - allein schon wegen des schlechten HB-Wertes, aber auch, weil ich manchmal vor Schmerz humpel oder die Hüfte schmerzt. So eine Grünphase bei der Ampel kann ganz schön kurz sein!!
Die Übelkeit und das Erbrechen sind dann weiter schlimmer geworden. An manchen Tagen war ich froh, wenn ich nach der Chemo eingeschlafen bin: wer schläft kotzt nicht! Auch der nächste Tag war dann nicht mehr so ganz easy: manchmal musste ich auch da noch spucken oder war so platt, dass ich bis nachmittags im Bett geblieben bin. Mit dem Essen war das natürlich mit Diabetes etwas schwierig. Am Tag der Chemo war mir so schlecht, da hab ich vorher gegessen und hinterher nichts, am Tag danach klappte es ganz gut mit Dosenobst und Cola ohne Kohlensäure und ab und zu einem Zwieback. Tja, beim Essen schon ans Erbrechen denken!
Alles Dinge, die dazu führten, dass ich psychisch ganz schön runter war: Alpträume, Heulattacken, den fiesen Blues. Zum Glück habe ich die Unterstützung einer Psycho-Onkologin, und sei es nur, damit mir jemand sagen konnte, das all dies völlig normal ist. Typisch krebskrank halt, kein Grund zu weiterer Sorge.
Die erste Zeit habe ich noch gearbeitet, aber ich war selbständig und habe mein Geschäft verloren. Allerdings hätte ich auch ab Mitte der Chemo nicht mehr 8 Stunden im Laden stehen können. Und mein Kopf hätte das leider auch nicht mitgemacht. Ich hab das immer frotzelnd meine Chemo-Demenz genannt und habe erst jetzt beim Studieren des Angebots meiner Kurklinik erfahren, dass Konzentrationsstörungen unter des Chemotherapie völlig normal sind, deswegen wird dort Gedächtnistraining angeboten...
Viele dieser Nebenwirkungen haben mich beunruhigt, weil ich nicht wusste, dass es sich um Nebenwirkungen handelt: dieser Knubbel am Fingergrundgelenk, der mal da ist und mal nicht und beim Aufdrehen von Flaschen stört, fällt darunter ebenso wie die Hitzeattacken (das Thema vorgezogene Wechseljahre könnte ebenfalls eins werden...).
Und das jetzt unter den dunklen Augenringen große Pickel sprießen, trägt auch nicht zum Wohlbefinden bei, ist aber eine völlig normale Entgiftungsreaktion des Körpers, genauso wie die Kopfschmerzen.
16 von 18 Chemo-Gaben habe ich geschafft, danach ging einfach keine mehr rein. Nicht für Geld und gute Worte, aber vielleicht bin ich auch einfach eine Memme. Zum Glück fand keiner meiner zahlreichen Ärzte das wirklich schlimm, das hätte mir die Entscheidung noch schwerer gemacht, vermutlich aber nichts geändert.

Heute kann ich zurückblicken und sagen: "Ja, ich habe es tatsächlich ganz gut vertragen". Viele Nebenwirkungen von denen andere Krebskranke mit anderen Chemos sprechen, habe ich nicht bekommen: keine bleierne Müdigkeit, keine Abneigung gegen Essen (außer am Tag selbst), keine Gewichtsabnahmen und mein angeschlagenes Immunsystem hat mich tapfer vor Krankheiten bewahrt: keine Grippe, kein Pilz, keine noch so kleine Infektion.
So, jetzt ist es doch fast ein Roman geworden, aber so verrückt war es halt. Natürlich kein Kindergeburtstag, aber zu schaffen.
Benutzeravatar
Dieter
Beiträge: 87
Registriert: 27. Juni 2012, 19:59
Wohnort: Braunschweig

Re: Chemotherapie mit Gemzar - Erfahrungsbericht

Beitrag von Dieter »

Hallo Lieschen

ich danke dir für diesen ausführlichen Bericht, da ich derzeit selbst unter Gemzar stehe,
aber ganze Woche Bestrahlung einmal die Woche Chemo! Soll bis zu 6 Wochen gehen. :o
Es ist nicht ganz einfach, weil ich schon ein 3/4 Jahr Folfirinox hinter mir habe. Also Erfahrung, muß aber sagen das die erste Chemo Folfirinox bislang schlimmer war. Habe zwar erst 3x hinter mir, mal sehen wie es weiter geht.
Habe besonders Probleme, das ich kein Gefühl in den Fuß und Fingerspitzen habe , obwohl sie warm sind. Bei dir auch gewesen?
Danke erst einmal.

Gruß Dieter
Immer an das Positive denken, auch wenn es manchmal schwer fällt!
Benutzeravatar
Paula
Beiträge: 106
Registriert: 3. August 2012, 18:59
Kontaktdaten:

Re: Chemotherapie mit Gemzar - Erfahrungsbericht

Beitrag von Paula »

Hallo

An dieser Stelle sollte ich vielleicht auch mal was zu meiner Erfahrung mit der Chemo Therapie sagen. Am 25.4.2012 bekam ich meine 1. Infusion mit Cemictabine 1000 mg/m². Unmittelbar nach der Infusion hatte ich ein leichtes Gefühl, so wie nach etwas Alkohol Genuß. Erst am nächsten Morgen war mir leicht Übel und ich war sehr müde. 2.3. Tag zunehmende Müdigkeit. Erst am 7. Tag, dem Tag der 2. Infusion konnte ich längere Zeit auf den Füßen bleiben. Die vor der Infusion durchgeführte Blutuntersuchung hat den Onkologen veranlasst die Chemo Dosierung auf die Hälfte zu reduzieren. Den 8. Tag habe dann nur noch im Bett verbracht. Außer einer dünnen Nudelsuppe konnte ich nichts mehr essen. Eine grenzenlose Müdigkeit,Schüttelfrost,Kopfweh und das Bedürfnis einfach nur noch zu sterben. Ich wurde täglich schwächer und am 10. Tag bin ich auf dem Weg zur Toilette stehend einfach bewußtlos umgefallen. Keine konkreten Schmerzen, nur eine grenzenlose Schwäche und der unendliche Wunsch zu sterben. Erst am 12. Tag war ich wieder fähig aufs WC zu gehen und eine Tasse dünne Suppe zu essen. Am 8.5. vorzeitig einen Termin beim Onkologen gehabt und dem mitgeteilt, daß ich keine Weiterführung der Chemo mehr mitmache.

Blutuntersuchung, dann Gespräch mit dem Onkologen. Die Blutwerte waren da dermaßen schlecht, so daß der Onkologe zur Zeit keine sinnvolle Chemo Behandlung für möglich gehalten hat. Ich habe da jede weitere Überlegung über eine irgendwie geartete Chemo Behandlung abgelehnt.

An den folgenden Tagen begann ein immer stärker werdender Haarausfall. Bis Mitte Juli 80% der Haare weg waren. Nachdem ich mich im Netz näher mit dem Nutzen der Chemo auseinander gesetzt hatte und feststellen mußte, daß die Chemo gerade bei BSDK in allenfalls 30% überhaupt etwas bewirkt und da bei 98% allenfalls ein verlängern des Leidens möglich wird, habe ich mich in meiner Entscheidung noch sicherer gefühlt. Ich werde meine mir möglicherweise verbleibende Zeit nie wieder mit einer Chemo vergiften.
19.3.2012 klassische Whipple OP in Heidelberg pT3,pN1,(5/31) cM0,Pn1,L1,G2,R1 mit Rezidiv und Lungenmetastasen. Weitergehende Infos unter http://www.peh.blogger.de/
fschere
Beiträge: 3
Registriert: 24. August 2012, 18:37

Re: Chemotherapie mit Gemzar - Erfahrungsbericht

Beitrag von fschere »

Ich habe alle 18 Behandlungen hinter mir, mit sehr geringen Nebenwirkungen, wie Müdigkeit zwei Tage danach. Leider haben meine Krebszellen die Chemo auch gut vertragen, drei Monate nach der letzten Chemo habe ich jetzt Metastasen im Darm und in der Leber.
Benutzeravatar
Paula
Beiträge: 106
Registriert: 3. August 2012, 18:59
Kontaktdaten:

Re: Chemotherapie mit Gemzar - Erfahrungsbericht

Beitrag von Paula »

Hallo fschere
Es ist sehr traurig,wenn die Hoffnung in den Erfolg der Chemo durch die Realität da hin geht.
Aber es bestärk mich in meiner Sicht über den sehr begrenzten Sinn einer Chemo. Naja, ob bei mir ohne Chemo sich da wieder was Böses ausbreitet, werde ich möglicherweise bei meinem MRT am 28.2. in HD erfahren. Aber wie dem auch sei, die relativ gute Zeit,mit Ausnahme der 3 qual Wochen bei der abgebrochenen Chemo, kann mir niemand mehr nehmen. Diese lebenswerte Lebenszeit ist aus meiner Sicht alles wert.
19.3.2012 klassische Whipple OP in Heidelberg pT3,pN1,(5/31) cM0,Pn1,L1,G2,R1 mit Rezidiv und Lungenmetastasen. Weitergehende Infos unter http://www.peh.blogger.de/
Benutzeravatar
Dieter
Beiträge: 87
Registriert: 27. Juni 2012, 19:59
Wohnort: Braunschweig

Re: Chemotherapie mit Gemzar - Erfahrungsbericht

Beitrag von Dieter »

Hallo fschere

hört sich bei dir ja nicht gut an, aber die Hoffnung soll man nicht verlieren, ich habe zwar auch Bestrahlung mit anschließender Chemo Gemzar, habe aber derzeit in keiner weise Probleme.

Hallo Paula,

das deine Onkologen die Chemo mit Gemzar reduziert haben, liegt das sie sicher sein wollen,
das es dir nicht noch schlechter geht.
Meistens stimmen die Blutwerte nicht (Thombozyten) die sind dann im Keller.
Die Nebenwirkungen die du da beschrieben hast, habe ich nicht, warum kann ich dir auch nicht erklären.
Die Ärzte meinten bei meinen Chemo`s, die ich bekommen habe (Folfirinox und Gemzar) ich wäre ein Sonderfall,
mal sehen was daraus wird.
Wünsche euch noch ein beschwerdefreies Wochenende.

Gruss Dieter
Immer an das Positive denken, auch wenn es manchmal schwer fällt!
Benutzeravatar
Dieter
Beiträge: 87
Registriert: 27. Juni 2012, 19:59
Wohnort: Braunschweig

Re: Chemotherapie mit Gemzar - Erfahrungsbericht

Beitrag von Dieter »

Hallo,

mich hat es auch erwischt, obwohl ich mir es doch einiger maßen geht. Nach der Chemo habe ich jetzt auch das erste mal Durchfall so bekommen das ich Dauerbesetzer war. Ich dachte erst, das die Magen Darm Seuche unterwegs ist, aber da dieses jedesmal direkt nach Chemo auftritt spicht es dafür. Die 20 Bestrahlungen tun ihr übriges dazu.
Apetitlosigkeit hat auch schon eingesetzt, was ich bislang auch nicht hatte, man gut das ich ein paar Kilos zuviel hatte. Jetzt wird es eng, die letzten 14 Tage bekomme ich wohl auch noch rum, wenn er anschließend gestoppt bzw. wieder kleiner geworden ist.

Gruss Dieter
Immer an das Positive denken, auch wenn es manchmal schwer fällt!
Benutzeravatar
Dieter
Beiträge: 87
Registriert: 27. Juni 2012, 19:59
Wohnort: Braunschweig

Re: Chemotherapie mit Gemzar - Erfahrungsbericht

Beitrag von Dieter »

Hallo zusammen,

so nach fast 6 1/2 Wochen Bestrahlung (täglich) und 7 Sitzungen Gemzar geschaft. :)
Die letzten beiden Wochen sind nicht spurlos an mir vorbei gegangen. :(
Die beiden letzten Chemos mit 100% waren nicht ohne, bin bei den ersten beiden chemos 3 Tage stationär auf genommen worden.
Bei den anderen waren es nur Stundenweise, nach meinem drängen, weil ich sie so gut,
wie fast ohne Nebenwirkungen vertragen hatte.
Dafür habe ich jetzt, durch die nächste Grippewelle, wieder einen drauf bekommen, obwohl ich mich eigendlich erholen wollte.
Ich muß jetzt erst einmal auf das nächste CT warten und dann weiter sehen.
Die Ungewissheit von CT zu CT ist immer das schlimmste. Die Kilos sind bei der Grippewelle wieder runter gegangen, hinzu kommmt die Appetitlosigkeit.

Gruss Dieter
Immer an das Positive denken, auch wenn es manchmal schwer fällt!
katze_daggi
Beiträge: 11
Registriert: 4. Februar 2012, 12:40

Re: Chemotherapie mit Gemzar - Erfahrungsbericht

Beitrag von katze_daggi »

Auch ich habe jetzt 18 Chemos mit Gemzar und Oxaliplatin hinter mir.Übelkeit hält sich in Grenzen sowie Haarausfall. Das schlimmste ist das Kälteempfinden an Händen und Füßen, Gliederschmerzen und die totale Abgeschlagenheit. Ich liege danach 3 Tage im Bett. Die schönste Zeit ist die Woche Pause, da kann man wieder ein bißchen Kraft tanken. Sind 30 Minuten nicht ein wenig zu schnell für die Infusion ? Bei mir läuft sie fast 1 1/2 Stunden. Auch ich habe immer Angst vor dem nächsten CT Termin, ich denke das geht bestimmt allen so. Um so besser wenn es positiv ausfällt.
An euch Allen, viel Glück, alles Gute und nicht aufgeben. Gruß Daggi .
Benutzeravatar
Dieter
Beiträge: 87
Registriert: 27. Juni 2012, 19:59
Wohnort: Braunschweig

Re: Chemotherapie mit Gemzar - Erfahrungsbericht

Beitrag von Dieter »

Hallo zusammen,

also es gibt erst einmal etwas erfreuliches, :D
nach fast 6 1/2 Wochen Bestrahlung (täglich) und 7 Sitzungen Gemzar geschaft,
derzeit zeigen die Bilder vom ct erfreuliches, anscheinend gestoppt bzw. nicht weiter gewachsen oder zerstört! :D
Genaueres wird sich nach 2 1/2 Monaten und erneuten ct zeigen, ob es sich wirklich verändert hat!!
Was die Ärzte mir schon bei der Abschlußgepräch mit geteilt hatten. Jetzt ist erst einmal ERHOLUNG pur angesagt.

Gruss Dieter
Immer an das Positive denken, auch wenn es manchmal schwer fällt!
Antworten