BSD, Reizdarm, Hypochonder?

(Krebs, Entzündung, Operation, Nachsorge, Verdauung, Ernährung, Diabetes, Reha, Recht ...)

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ReneF
Beiträge: 6
Registriert: 12. Januar 2018, 20:32

BSD, Reizdarm, Hypochonder?

Beitrag von ReneF »

Hallo alle zusammen,

ich habe mich hier angemeldet, weil ich mir schon seit einiger Zeit Gedanken um meinen Gesundheitszustand mache. Erstmal zu mir: Ich bin männlich, 29 Jahre alt und wiege aktuell 66 kg bei 170 cm.

Zu meiner Vorgeschichte: Mir wurde Ende Januar 2017 die Gallenblase entfernt, da einige kleine Steinchen einen Gallenstau verursachten. Hierzu wurde auch ein ERCP durchgeführt. In Folge dieser Problematik entstand eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung, die mit Schonkost und Antibiotika behandelt wurde. Nach einer Woche hatten sich die Entzündungswerte deutlich verbessert und die Gallenblase konnte operiert werden. 3 Tage nach der Gallen OP hat man mich mit guten Werten wieder entlassen.

Anfangs dachte ich, meine Verdauung würde so gut funktionieren wie lange nicht mehr. Ich hatte in den ersten 2 Monaten keinerlei Probleme. Danach allerdings traten gelegentliche, zu diesem Zeitpunkt noch seltene Verdauungsprobleme auf. Die machten sich durch Krämpfe im Unterbauch (etwa 30 Min nach dem Essen) bemerkbar und hatten gelblichen Durchfall zur Folge. Dies schob ich anfangs noch auf die fehlende Gallenblase.

Das ging dann etwa ein halbes Jahr so weiter, ohne dass ich mir Gedanken machte. Im September 2017 traten nach einem Urlaub allerdings auch noch Probleme mit Herzrasen auf. Das war so heftig, dass ich dachte, ich bekäme einen Herzinfarkt. Mir wurde schwindelig und übel durch den hohen Puls. Ich hatte einen Ruhepuls von über 110 im Liegen. Ein Krankenhausaufenthalt ergab nichts. EKG war in Ordnung, Ultraschall des Herzens ohne Befund, Blutwerte ohne Befund. Einen Monat später, im Oktober dann wieder diese Symptomatik. Der Hausarzt veranlasst ein Langzeit-EKG, auch dieses ohne Befund - bis auf eben den erhöhten Puls, den sich niemand erklären kann. Blutwerte waren fantastisch - Leber, Niere, Blutzucker, etc. waren im Optimalbereich.

Irgendwann war das Herzrasen kein Thema mehr, aber einige Wochen nach dem Langzeit-EKG sprachen mich meine Mitmenschen darauf an, dass ich stark abgenommen hätte. Von ursprünglich (zum Zeitpunkt der Gallen-OP 80kg) auf inzwischen 64 kg. Ich erwähnte daraufhin auch den gelegentlichen Durchfall und mein Hausarzt schickte mich zum Gastroenterologen für eine Darmspiegelung. Er war überzeugt, es gäbe keine Anhaltspunkte für Probleme mit der Bauchspeicheldrüse - meine Symptome sprechen eher für den Darm.

Die Darmspiegelung wurde durchgeführt und ergab einen Bakterienfund und eine zurückliegende Entzündung, die nicht chronisch sei. Dagegen wurde mir Antibiotika gegeben, die allerdings nichts an der Symptomatik änderten. Das war bereits im November. Da ich nun feststellte, dass ich allerdings wieder geringfügig zunahm (zwischenzeitlich 67 kg über Weihnachten), hatte ich zunächst keine Lust mehr auf weitere Untersuchungen.

Nun gehen die Verdauungsprobleme allerdings weiter, auch wenn sie sich verändert haben. Ich habe aktuell Gewichtsschwankungen von 1 kg pro Woche, obwohl ich durchaus deftig esse und keinen Sport mache und einen erhöhten Stuhldrang. Gelber Durchfall ist zwar seltener geworden, dafür habe ich aber manchmal 3 - 4 mal pro Tag Stuhlgang. Der erste ist meist noch fest, danach wird es immer weicher. Mittlerweile aber auch häufig ohne zuvor Krämpfe im Unterbauch zu haben.

Soweit ich das als Laie beurteilen kann, sieht der Stuhlgang für mich nicht nach Fettstuhl aus. Er schwimmt nur äußerst selten (wenn er sehr weich ist) oben, geht aber sonst im Wasser unter. Er schäumt auch nicht. Ich kann einen Fettstuhl aber auch nicht sicher ausschließen und werde wohl meinen Hausarzt nochmal darauf ansprechen, doch mal eine Stuhlprobe zu veranlassen.

Interessant ist, dass es allerdings einige Anomalien gibt. Immer wieder habe ich zwischendurch auch eine Woche Pause, in der meine Verdauung scheinbar normal funktioniert. Dann gehen die Probleme wieder für ein paar Tage los, ehe sich wieder alles normalisiert. Ich kann auch keinen direkten Zusammenhang zu fettreichem Essen erkennen, die Problematik scheint eher unabhängig von der zugenommenen Mahlzeit zu bestehen. Es gibt Tage, an denen kann ich ein Schnitzel mit Pommes verdrücken und habe nichts - an anderen Tagen reicht ein Nutellabrot bereits aus, um 30 Min später unter Durchfall zu leiden. Ebenso scheint es der Fall zu sein, dass der Konsum von Weizenbier (mache ich nur sehr selten) offenbar meine Stuhlproblematik für den Rest des Tages gänzlich beseitigt (vielleicht wegen der Hefe?)

Ich weiß aber langsam echt nicht mehr weiter. Ich mache mir ständig Sorgen, dass meine Bauchspeicheldrüse nicht in Ordnung ist und vor allem macht es mir Angst, dass ich so dünn geworden bin. Insgesamt kommen mir meine Handgelenke und Beine recht abgemagert vor. Die Knie erscheinen mir viel zu knochig. Der Po ist nicht mehr richtig ausgefüllt, sodass ich am Hüftgelenk eine Art Delle wahrnehme, je nachdem, wie ich das Bein bewege. Ich muss auf allen meinen Hosen mittlerweile einen Gürtel tragen, obwohl das früher nicht nötig war.

Kann die Symptomatik auf eine Pankreasinsuffizienz zurückzuführen sein oder liegt es doch eher weiterhin an den Darmbakterien? Wäre vielleicht sogar eine andere Ursache möglich, etwa ein Reizdarm oder ein Mangel an Gallensäure?

Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen (und mich vielleicht auch ein wenig beruhigen).

Kleiner Nachtrag: Schmerzen habe ich bisher keine. Lediglich ein gelegentliches Druckgefühl nehme ich am rechten Rippenbogen war. Allerdings auf den Rippen, nicht unterhalb der Rippen. Ich kann auch nicht sicher sagen, ob das vom Skelett oder den Muskeln ausgeht oder darunter liegt. Dies fällt mir allerdings erst auf, seit ich mir verstärkt Gedanken über die Symptomatik mache.
veritas
Beiträge: 447
Registriert: 29. Juli 2016, 10:58

Re: BSD, Reizdarm, Hypochonder?

Beitrag von veritas »

Beachtest du denn die Diät für Leute ohne Gallenblase? Das klingt alles so als würdest du dich wie vor der Gallen-OP ernähren, was du aber natürlich nicht mehr in dem Maße kannst.
Ich hab mehrere Verwandte ohne Gallenblase - die müssen auch Diät halten, weil sie sonst diesen von dir geschilderten Durchfall und andere Verdauungsprobleme bekommen. Hast du da mal mit einer Ernährungsberaterin gesprochen?
ReneF
Beiträge: 6
Registriert: 12. Januar 2018, 20:32

Re: BSD, Reizdarm, Hypochonder?

Beitrag von ReneF »

Es hieß immer, man könne nach der Gallen-OP genauso essen, wie vorher. Man dürfe es nur nicht mit fettreichen Sachen übertreiben, dann könne "mal" ein Durchfall auftreten. Ich denke aber nicht, dass ich es übertreibe. Mein Arzt sagte auch, der Körper gewöhne sich an fettreiches Essen und nach einigen Wochen sollten keine Probleme mehr auftreten. Nun ist die OP aber auch schon fast ein Jahr her. Zudem wundere ich mich eben, dass ich manchmal mit fettreichen Speisen (z.b. Schnitzel mit Pommes) eben keine Probleme habe, dann aber wiederum bei fettarmen Speisen Probleme auftreten. Außerdem hab ich Angst, durch ständige fettarme Ernährung weiter abzunehmen. Das Normalgewicht von 66 kg bei 170 cm möchte ich auf jeden Fall halten. Gegen 2 - 3 kg mehr hätte ich auch nichts einzuwenden.

Du denkst also, dass meine Symptome überhaupt nicht für Probleme mit der Bauchspeicheldrüse sprechen?

Ich muss gestehen, dass ich mich auch ein wenig verrückt mache, seitdem ich das niedrigere Gewicht festgestellt habe. Möglicherweise verstärkt das die Symptome. Ganz nach dem Motto: Wenn ich mit Verdauungsproblemen rechne, treten sie auch wahrscheinlicher auf? Vielleicht übertreibe ich auch und sollte auf andere Gedanken kommen?
veritas
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Re: BSD, Reizdarm, Hypochonder?

Beitrag von veritas »

Es sind ja immer zwei unterschiedliche Dinge, was Ärzte sagen und was Realität ist. Ich kenne niemanden (wobei das jetzt auch nicht sooo viele Leute sind), der nach einer Gallenentfernung wirklich wieder alles essen konnte. Gelegentlicher Durchfall ist auch komplett normal - es fehlt halt doch ein Organ, das macht sich nunmal bemerkbar.
Es ist auch normal bei sämtlichen Verdauungsbeschwerden, dass es bessere und schlechtere Tage gibt, sofern es keine Unverträglichkeit oder Allergie ist. Dass du an einem Tag das Schnitzel verdauen kannst und an einem anderen nicht ist nicht weiter verwunderlich.

Wenn dich das Thema Pankreas nicht in Ruhe lässt, dann kannst du ja mal einen Ultraschall machen und deinen Stuhl untersuchen lassen. Ich würde an deiner Stelle aber mal ein Ernährungstagebuch führen und immer kennzeichnen, wann du Durchfall hast. So wirst du am allerbesten herausfinden, was das genau ist was du nicht verträgst.
Aspiration
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Registriert: 27. August 2017, 23:02

Re: BSD, Reizdarm, Hypochonder?

Beitrag von Aspiration »

Da du wohl teilweise Schnitzel mit Pommes ohne weitere Probleme verträgst, sprichst da eher weniger für eine Pankreasinsuffizienz...

Der Gallensaft ist ja ebenfalls für die Verdauung verantwortlich. Ich denke, dass die Ursache daher eher da zu finden ist.

Auch Stress und negative Gedanken können die Verdauung beeinflussen, daher lass dich doch einfach mal auch im Berecih der BSD untersuchen, damit du anschließend Klarheit hast :)
Viele Grüße
Aspiration
ReneF
Beiträge: 6
Registriert: 12. Januar 2018, 20:32

Re: BSD, Reizdarm, Hypochonder?

Beitrag von ReneF »

Das klingt ja alles schonmal beruhigend. Ich denke, das werde ich machen und meinen Hausarzt nochmal auf eine Stuhlprobe ansprechen. Im besten Fall ist diese ohne Befund und ich mache mich dann nicht mehr so verrückt, wenn das Thema Bauchspeicheldrüse vom Tisch ist.
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Alkazzar
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Registriert: 5. Oktober 2017, 16:24

Re: BSD, Reizdarm, Hypochonder?

Beitrag von Alkazzar »

Das stimmt so nicht ganz.. Im Grunde braucht man die Gallenblase tatsächlich nicht und die meisten Leute denen die Gallenblase entfernt wurde merken davon wirklich was.. denn Die Gallenblase produziert die Gallenflüssigkeit nicht sondern das macht die Leber die Gallenblase ist nur so eine art Zwischenlager für besonders große und fettige Portionen an Nahrung.

Es gibt viele Studien darüber die belegen das in den allermeisten fällen die Gallenflüssigkeit ausreicht die direkt von der Leber abgegeben wird sobald man Nahrung zu sich nimmt.. Selbst bei Leuten die Whipple operiert sind und meist nur noch über einen Gallengang verfügen Funktioniert es recht gut mit der Verdauung von Seiten der Galle..

Daher denke ich auch das deine Problematik eher nach BSD und weniger nach fehlender Gallensaft verdauung aussieht.
ReneF
Beiträge: 6
Registriert: 12. Januar 2018, 20:32

Re: BSD, Reizdarm, Hypochonder?

Beitrag von ReneF »

Besteht denn grundsätzlich die Möglichkeit, eine Pankreasinsuffizienz zu haben, ohne dass eine chronische Entzündung vorliegt? Zum Beispiel in Form einer Defektheilung nach einer akuten Entzündung?

Die normalerweise typischen Schmerzen habe ich nämlich eben nicht.
ReneF
Beiträge: 6
Registriert: 12. Januar 2018, 20:32

Re: BSD, Reizdarm, Hypochonder?

Beitrag von ReneF »

Hab heute die Ergebnisse meiner Stuhlprobe erfahren und die Elastasewerte liegen bei über 500. Damit dürfte eine Pankreasinsuffizienz wohl ausgeschlossen sein. Mein Arzt sieht die Ursache weiterhin eher bei Bakterien oder die fehlende Gallenblase.

Ich muss aber sagen: Damit fällt mir schonmal ein Stein vom Herzen. :D
angel29280
Beiträge: 740
Registriert: 27. Januar 2016, 12:47

Re: BSD, Reizdarm, Hypochonder?

Beitrag von angel29280 »

Wuhu Rene,

eine fehlende Gallenblase kann durchaus Probleme machen. Meine Mama lebt seit 20 Jahren ohne Gallenblase und verträgt trotzdem kein Fett groß, vorallem kein Tierisches. Auch wenn man eigentlich die Gallenblase nicht braucht, merken es manche Menschen dann trotzdem. Da du aber auch Schnitzel und Co essen kannst ohne Übelkeit und Schmerzen, scheinst du genug Gallensaft zu produzieren und deine Leber das gut zu kompensieren.

Natürlich kann es genauso gut bei dir eine Darmdysbiose sein, zumal du ja Antibiotika bekommen hattest, was dann naheliegend ist und sehr oft so ist,, wenn man dann keine Probiotika oder Präbiotika nimmt im Anschluss u d auf die Ernährung achtet.

Vielleicht hattest du wirklich Glück und es war eine einmalige Sache mit der akuten Pankreatitis. Es scheint ja so das dis das ERCP ausgelöst hat. Und wenn dein Stuhltests so gut ausfällt um so besser.

Geht's dir denn besser mittlerweile?
Liebe Grüsse eure Angel
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