Bauchspeicheldrüse selbst zerstört

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MiBu71
Beiträge: 6
Registriert: 13. Mai 2018, 13:04

Bauchspeicheldrüse selbst zerstört

Beitrag von MiBu71 »

Hallo zusammen,

ich heiße Michael, bin 46 und ich habe mir die Bauchspeicheldrüse selbst kaputt gemacht.

Im Oktober 2017 bekam ich starke Durchfälle - bis zu 20x täglich. Von unverdauter Nahrung bis nur noch Wasser. Der Hausarzt unternahm nichts weiter bis auf Stuhlproben (drei innerhalb von 5 Wochen um Bakterien/Vieren etc. auszuschließen). Nach 5 Wochen dann die Überweisung zur Magen- und Darmspiegelung. Bei der Vorstellung bei der Internistin wurde als erstes ein Ultraschall gemacht, welches nichts Auffälliges zeigte. Zudem wurde auch Blut abgenommen.
Die Spiegelungen erfolgten dann Anfang Januar. Magen ok, Dickdarm ok. Das Blutbild zeigte einen erheblichen Eisenmangel – der Eisenwert lag bei 30. Das Minimum liegt bei 40 (Ferritin 7,4 anstatt mind. 22). Ursache für den Eisenmangel war ein desaströser Zwölffingerdarm – Schleimhäute kaputt und leichte Geschwüre. Daher kam es zum Blutverlust und dies führte zum Eisenmangel.
Das schlimme daran: Ich habe das selbst verursacht. Hatte/habe viel Stress mit meinen Eltern und habe diesen mit Alkohol (2 - 3l Bier) in Verbindung mit bis zu 10 Schmerztabletten (bunt gemischt: Aspirin, Paracetamol, Ibuprofen, Thomapyrin) täglich zu bewältigen versucht. Hat natürlich nicht geholfen. :roll: Diese ging so knapp ein Jahr…
Die nun folgende Behandlung bestand aus 80mg Pantoprazol zu jeder Hauptmahlzeit für 60 Tage. Und ein Eisenpräparat mit 100mg Eisen 1x täglich für 100 Tage. Eine Behandlung durch einen Psychologen um die ganzen Probleme zu bewältigen läuft noch parallel.
Nach den 60 Tagen wurde das Pantoprazol komplett abgesetzt. Eine Woche später begannen die Durchfälle erneut.
Bis zu dieser Zeit hatte ich mittlerweile 32kg abgenommen. Das konnte ich bei einem Ausgangsgewicht von 138kg aber gut wegstecken.
Nun gab es noch die Idee den Elastasewert im Stuhl bestimmen zu lassen – und siehe da: ein Wert von 50. Seitdem nehme ich Kreon bzw. Ersatzpräparate (Kreon ist z.Z. nicht lieferbar): anfänglich 80000 Einheiten pro Hauptmahlzeit, dann reduziert auf 40000 bzw. dem Essen angepasst. Ich halte jetzt mein Gewicht, der Stuhlgang ist weich bis normal. In unregelmäßigen Abständen kommt es nochmal zu Durchfällen. Bauchgrummeln und Blähungen sind aber leider an der Tagesordnung. Ab und an nehme ich deswegen noch 20mg Pantoprazol (1 bis 2x die Woche) - aber laut Arzt wäre das nicht nötig und bekomme es auch nicht verschrieben. Aber damit ist das Wohlbefinden viel besser.
Außerdem merke ich jetzt, dass ich viele Sachen nicht/nicht mehr vertrage: Süßes und Fettiges ist nicht sehr bekömmlich, Würziges geht noch. Alkohol und Schmerztabletten jeglicher Art sind absolut tabu.
Aufgrund meiner Essgewohnheiten (von Kindheit an keinen Fisch, Fleisch, Wurst, Salat, Obst, Gemüse) wirds grad schwierig sich verträglich zu ernähren. Nur Beilagen (Nudeln, Kartoffeln, Reis) mit Tütensoßen und Pommes oder Pizza Margherita bekommen nicht mehr so gut. Und der Fleischmangel wird auch den Eisenwert wieder langsam sinken lassen.
Besteht überhaupt die Möglichkeit, dass sich die Bauchspeicheldrüse wieder erholt?
ThommyH
Beiträge: 30
Registriert: 2. Juni 2016, 17:02

Re: Bauchspeicheldrüse selbst zerstört

Beitrag von ThommyH »

10 Schmerztabletten und 3L Bier :shock:
Wenn deine Probleme durch die Bauchspeicheldrüse kommen (was sehr wahrscheinlich ist) dann wird sie sich nicht wieder erholen. Die Schädigungen bleiben.
Melissa
Beiträge: 18
Registriert: 11. April 2018, 16:24

Re: Bauchspeicheldrüse selbst zerstört

Beitrag von Melissa »

Hallo Michael, es ist erschreckend, was wir machen, wenn es aussichtslos erscheint. Mach dich nicht selbst fertig und lass es hinter dir. Ich hoffe das die Psychologische Betreuung dir hilft. Was deine Drüse angeht, Fleisch ist nicht wirklich gut verdaulich, aber du solltest mal gucken ob du eine Ernährungsberatung bekommen kannst. Um einem Eisenmangel vorzubeugen, gibt es auch Nahrungsmittel die viel Eisen haben. Aber wahrscheinlch wirst du um Ergänzungsmittel nicht drum rum kommen. Lass dich immer wieder mal beim HA blicken um dein Eisenwert kontrollieren zu lassen. Du bist schon auf einem besseren Weg als den du vorher gewählt hast, das Andere wirst du auch schaffen. Es geht ja darum , das deine Lebensqualität steigt. Du mußt ja kein Pflanzenguru werden, aber du kannst allmählich immer wieder mal ein Gemüse mit einbauen.
Liebe Grüße und einen guten Wochenstart
veritas
Beiträge: 447
Registriert: 29. Juli 2016, 10:58

Re: Bauchspeicheldrüse selbst zerstört

Beitrag von veritas »

Heilen kann die Bauchspeicheldrüse nicht - wenn du aber eine große Umstellung machst, dann können die Beschwerden sehr stark zurückgehen. Das beinhaltet eben auch, dass du deine Essgewohnheiten änderst, gesundes Essen kann man auch lernen und sich daran gewöhnen.
Ich bin auch mit sehr viel Junk Food aufgewachsen und hab z. B. nie Wasser getrunken. Wenn man aber will, kann man sich gut umgewöhnen und jetzt trink ich nur noch ausschließlich Wasser und ernähre mich sehr gesund - das ungesunde Zeugs aus meiner Kindheit kann ich kaum mehr anschauen :) Da muss man sich halt Schritt für Schritt rantasten und nicht von 0 auf 100 nur noch Wasser trinken und leere Salatblätter essen, sondern darauf achten, dass sich das gesunde Essen so nach und nach in den Alltag hineinschleicht. Zum Beispiel wenn man was Süßes will kann man ja mal ein paar Erdbeeren ins Eis reinmischen, auf die Pizza Margherita kannst du ein bisschen Gemüse drauflegen, Salat mit ordentlich Mozzarella drinnen, statt Limonade leckere Säfte, etc. Ist zwar erstmal nicht die ideale Ernährung, aber so kannst du ein bisschen Geschmack für Obst/Gemüse entwickeln. Was das Fleisch angeht - meine Drüse zickt immer wieder rum bei Fleisch, darum esse ich normalerweise sowieso keines, das tut der Bauchspeicheldrüse nix. Was ich aber seeehr gut vertrage ist Sushi, das hat auch extrem gesunde Inhaltsstoffe und schmeckt auch gar nicht "fischig". Ich hab zuerst auch keinen Fisch gemocht, aber dann hat mich mal eine Freundin abbeißen lassen und ich war total überrascht wie gut mir das schmeckt.
Anonymus-003
Beiträge: 521
Registriert: 12. Oktober 2016, 15:51

Re: Bauchspeicheldrüse selbst zerstört

Beitrag von Anonymus-003 »

Mich persönlich würde aber interessiere, wie stark meine Bauchspeicheldrüse beschädigt ist. Eine Elastasebestimmung wäre mir hier zu wenig.

Es gibt gute Diagnostische Verfahren. CT, MRT mit MRCP und Endosonographie. Da müsste das Ausmaß der Beschädigung ersichtlich sein.
Sandra Z
Beiträge: 46
Registriert: 11. Mai 2018, 10:00

Re: Bauchspeicheldrüse selbst zerstört

Beitrag von Sandra Z »

:hallo:

Hi Michael!

Ich finde es Dir selbst und auch den Lesern hier im Forum gegenüber sehr mutig, wie Du die Überschrift zu Deinem Beitrag gewählt hast, denn sich selbst eine Sucht und auch anderen gegenüber diese Sucht einzugestehen zeugt von Mut zur Wahrheit, wie unbequem diese Wahrheit auch sein mag!

Dafür hast Du meine ganzen Respekt verdient und insbesondere auch dafür, dass Du die Sucht und die Entstehungsprobleme dieser nun auch therapeutisch bearbeiten lässt, denn auch hier musst Du Dir und dem Therapeuten gegenüber absolut ehrlich sein, damit die Behandlung erfolgreich verlaufen kann, ansonsten würdest Du Dir auch erneut nur etwas vermachen und ich weiß sehr genau, wovon ich im Bezug auf Sucht spreche, denn ich war selbst von Heroin abhängig und bekomme nun einen Ersatzstoff, der den körperlichen Entzug unterdrückt ohne aber ansonsten eine berauschende Wirkung von der Substanz zu haben.

Aber nun zurück zu Dir und Deiner Frage, ob die Pankreas sich noch erholen kann, welche ich mit großer Wahrscheinlich nur mit NEIN, beantworten kann, denn bis es zu einer Pankreasinsuifizenz kommt, die Du ja offenbar hast, sonst ja kein Kreon, müssen schon rund 90 % des Pankreas Gewebes zerstört und somit die anstehenden Aufgaben nicht mehr ausreichend oder gar nicht mehr zu bewältigen sind...So heißt es zumindest immer in Fachliteratur und auch auf diversen Seiten im Internet nachzulesen.

Mit "zerstört" ist, eigentlich immer unwiederbringlich zerstört gemeint...Leider, leider...

Ich wünsche Dir von Herzen ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen im Bezug auf die Therapie und natürlich auch bei Deinem weiteren Weg durch Behandlung, Diagnostik und was auch immer noch auf Dich zukommen mag!
Gesundheit ist dasjenige Maas an Krankheit, das es mir noch erlaubt, meinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen.

Nietzsche
MiBu71
Beiträge: 6
Registriert: 13. Mai 2018, 13:04

Re: Bauchspeicheldrüse selbst zerstört

Beitrag von MiBu71 »

Hallo zusammen,

vielen Dank für die freundlichen Worte. :daumenh:
Der Therapeut hat mir schon sehr geholfen in Bezug auf meine Eltern ebenso beim Essen.
Wenn ich früher irgendwas probiert habe, wurde mir schlecht und ich musste mich übergeben - das ist jetzt vorbei - ansonsten hätte ich nie beim Grillen Fleisch und Wurst probiert/gegessen.
Alles andere folgt (hoffentlich) so nach und nach.

Ich habe in der Zeit der Untersuchungen den HA gewechselt - die Internisten sind jetzt meine neuen Hausärztinnen.
Blutwerte zur Übeprüfung aller Werte werden regelmäßig gemacht. Weitere Untersuchungen sind von deren Seite erstmal nicht angedacht.

Was ich in Monaten kaputt gemacht habe, wird auch seine Zeit brauchen und auch bekommen. Wenn der Körper sich langam erholt und die Beschwerden nachlassen wär ich schon zufrieden - mit Kreon als "Essenszugabe" könnt ich dann klar kommen.
Sandra Z
Beiträge: 46
Registriert: 11. Mai 2018, 10:00

Re: Bauchspeicheldrüse selbst zerstört

Beitrag von Sandra Z »

Hi nochmal @ Michael!

Du gehst es genau richtig an und diese Einschätzung ist zwar nur Laieneinschätzung , aber ich spüre regelrecht, wie wichtig Du Dir selbst geworden bist, denn sonst hättest Du die sehr gute selbstfürsorge nicht!

Mach auf jeden Fall weiter so und versuche positiv zu denken wann immer es Dir möglich ist und gib niemals Deine Hoffnungen auf.

Liebe Grüße
Sendet
Sandra Z
Gesundheit ist dasjenige Maas an Krankheit, das es mir noch erlaubt, meinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen.

Nietzsche
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