Genuntersuchungen bei Pankreatitis ?

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Andi
Beiträge: 850
Registriert: 15. Februar 2011, 20:42

Re: Genuntersuchungen bei Pankreatitis ?

Beitrag von Andi »

Das was thphilipp sagt, so soll es sein und so wäre es richtig.
Die Realität ist eher so wie Paul86 es schreibt.
Als Privatpatient wird man anders behandelt auch wenn das so nicht gesagt werden darf.
Leider ist das so in unserem Gesundheitssystem, muss einfach mal gesagt werden.

Schönen Sonntag
rato
Beiträge: 95
Registriert: 16. Januar 2019, 11:12

Re: Genuntersuchungen bei Pankreatitis ?

Beitrag von rato »

Nicht nur als Privatpatient wird man anders behandelt. Auch als Selbstzahler.
Der Arzt ist dann ''geduldiger'' und versucht dann mehr Untersuchungen einzureden und durchzuführen, um so mehr abzukassieren.
Ob die zusätzlichen Untersuchungen Sinn machen oder nicht muss aber jeder für sich entscheiden. Auch im Bezug auf die Kosten.

Die Therapie danach ist aber in der Regel fast identisch. Nur in der Nachbehandlung und Versorgung ist der Privatpatient/ Selbstzahler möglicherweise bessergestellt.

Ich könnte einige Sachen erzählen, die ich als Selbstzahler und gesetzliche Versicherter erlebt habe. Das ist unfassbar, aber typisch.
Habe z.B. Terminanfragen bei gleichen Ärzten als gesetzlich Versicherter und kurz darauf als Selbstzahler gemacht.
Als Selbstzahler MRT-Termine beispielsweise schon nächsten Tag angeboten bekommen. Als GKV in 4 Wochen.
Als Selbstzahler Augenarzt-Termin innerhalb von ca. 2 Wochen. Als GKV in 3 Monaten.

Bei Orthopäden das Gleiche. Dann bekommt man auch plötzlich den Arzt länger als 5min zu Gesicht. Der kann dann dafür zusätzlich problemlos abrechnen.

Schlimm was mit dem deutschen Gesundheitssystem passiert ist.
Andi
Beiträge: 850
Registriert: 15. Februar 2011, 20:42

Re: Genuntersuchungen bei Pankreatitis ?

Beitrag von Andi »

Mh, ist ja erschreckend was hier los ist, ich dachte das immer alle Patienten sind gleich viel Wert :denk:
Sissy81
Beiträge: 67
Registriert: 5. Januar 2019, 19:38

Re: Genuntersuchungen bei Pankreatitis ?

Beitrag von Sissy81 »

Andi das war noch nie so und wird auch nie so sein. Als Kassenpatient, is man doch immer Mensch zweiter Klasse :lol:
Liebe Grüße
Andi
Beiträge: 850
Registriert: 15. Februar 2011, 20:42

Re: Genuntersuchungen bei Pankreatitis ?

Beitrag von Andi »

Aber Sissy wir leben doch im Rechtsstaat, was läuft hier nur schief? :lachen:
Sissy81
Beiträge: 67
Registriert: 5. Januar 2019, 19:38

Re: Genuntersuchungen bei Pankreatitis ?

Beitrag von Sissy81 »

:lachen: mein lieber andi... Dazu äußere ich mich hier mal lieber nicht ;) :lachen:
Liebe Grüße
Andi
Beiträge: 850
Registriert: 15. Februar 2011, 20:42

Re: Genuntersuchungen bei Pankreatitis ?

Beitrag von Andi »

:zw: hast recht, sonst werden wir noch in die Klapper verfrachtet..... :lachen:
Sissy81
Beiträge: 67
Registriert: 5. Januar 2019, 19:38

Re: Genuntersuchungen bei Pankreatitis ?

Beitrag von Sissy81 »

Eben....so schnell könnten gar nicht schauen, wie wir da drin wären 😂😂
Liebe Grüße
yukako
Beiträge: 1
Registriert: 17. Juni 2023, 16:41

Re: Genuntersuchungen bei Pankreatitis ?

Beitrag von yukako »

Hallo,

wir haben für unseren Sohn vom Kindergastroenterologen einen Gentest angeboten bekommen, nachdem labortechnisch nachgewiesen wurde, dass es sich um rezidivierende Pankreatiden handelt. Ab dem zweiten labortechnischen Nachweis einer akuten Pankreatitis (Lipase) macht unser Kindergastroenterologe nach eigenen Aussagen grundsätzlich dieses Gentest-Angebot auf hereditäre chronische Pankreatitis.

Als Kassenleistung getestet wurde auf
PRSS1
CFTR
CTRC
CPA1
SPINK1,
das Spektrum untersuchter Gene scheint nach meiner Auffassung vom Labor und dessen Möglichkeiten abzuhängen.

Kleine Anmerkung dazu, dass 'labortechnischer Nachweis' auch um die Ecke gedacht erfolgen kann:
Bei unserem Sohn begann das Thema gleich mit einer Pankreasinsuffizienz (niedrigste Elastase-Werte unter 20): zuerst doppelt untersucht vom Kinderarzt, dann Überweisung an die Kindergastroenterologie und dort nochmal überprüft und bestätigt und als Diagnose festgehalten. Die Pankreasinsuffizienz zählte hier quasi als erster labortechnischer Nachweis.
Später kam es zu einer erstmalig erfassten Lipase-Erhöhung im Blut, das war dann der zweite Nachweis als Voraussetzung für das Gentestangebot.
Unser Nachfragen auf weitere diagnostische Ursachenforschungsmöglichkeiten wurden vor dieser Lipase-Erhöhung übrigens abgewürgt und verneint, das werde nicht gemacht.
Im Schubladendenken von Ärzten und Krankenkassen gilt die harte Währung 'Legitimation durch Laborbefunde und/oder Bildgebung', nicht die weiche Währung 'Patient schildert die und die Symptome und den und den Leidensdruck'. :(

Auf Nachfrage bei meiner Krankenkasse habe ich noch Folgendes erfahren:
Direkte Familienangehörige können mit dem auffälligen Gentestergebnis von Kind / Geschwister / Elternteil zum Hausarzt oder Frauenarzt gehen und eine Überweisung bekommen zwecks Gentest als Kassenleistung. Hinkefuß: Wenn ich mich recht erinnere, wurde mir auch gesagt, dass das passiere, 'wenn man selbst auch Symptome hat/hatte, die für ein Pankreasgeschehen sprechen'. Das würde bedeuten, dass man als Patient ggf. erstmal selbst darum kämpfen muss, dass Elastase und Lipase untersucht werden. Naja. Zum Glück ist ein Elasta-Test z.B. nicht so teuer. Man muss nur wissen, dass die Stuhlprobbe möglichst geformt und frisch sein sollte, weil je weicher der Stuhl, desto niedriger der Elastase-Wert, und zwar konsistenzbedingt, und je älter der Stuhl, umso unförmiger wird er, also konsistenzbedingt niedrigerer Elastasewert. Die Anmerkung "weicher, breiiger Stuhl" schwächt die Aussagekraft vom Laborwert, - da ist es dem Arzt auch Wurscht, ob die Probe vom geformten Stuhl kam und durch lange Transportzeit 'weichgealtert' wurde, oder ob die Probe bereits ursprünglich weich oder breiig war. Dann abesten eine weitere Probe abgeben.
Die Kosten für Selbstzahler können laut Krankenkasse von der Ärztekammer erfragt werden, das wäre dann 'ne IGeL-Leistung. Die Ärztekammer von unserem Bundesland hat eine Patientien-Telefonnummer mit zweimal Sprechzeiten pro Woche, da muss man für sein eigenes Bundesland mal nachschauen, was die anbieten an Patienten-Service.

Auf die Frage, was es bringt, zu wissen, ob die Pankreaserkrankung genetisch prädisponiert bzw. verursacht wird, fallen mir aus unserer Erfahrung ein:
- man hat etwas, womit man arbeiten kann, um sich psychisch und praktisch auf die (dauerhaft) veränderten Lebensumstände einzustellen
- als Grundlage für einen die Krankheit bestätigenden Arztbrief: als Argument ggü. Schule, Jugenamt/Behörde (Einzelfallhilfe), Ausbilder/Arbeitsgeber, o.ä., Antrag auf Schwerbehinderung (steuerliche Berücksichtigung), ...
- Familienangehörige haben ein starkes Argument, vom eigenen Arzt ernster genommen zu werden und die Chance, leichter selbst einen Gentest zu bekommen und ggf. auch regelmäßig vorsorglich untersucht zu werden (Lipase, Elastase, vielleicht auch Bildgebung im Rahmen der Krebsvorsorge?)
- vielleicht auch: die Krankenkasse kann sich kostentechnisch darauf einstellen, wenn sie wissen, dass es genetisch, und damit lebenslang ist
- seelischen Schmerz ob der Perspektiven für einen selbst und/oder den geliebten Menschen mit einem auffälligen Gentest
- bei auffälligem Ergebnis: sich fokussieren können auf die eigene medizinische Problematik: eine Einengung auf infrage kommende, zielführenden (auch zukünftigen!) Therapiemöglichkeiten, die Möglichkeit, sich zielführend für spezifische klinische Studien registrieren zu können

Wir haben's gemacht und planen infolge dessen eine von betroffenen Patienten gegründete Forschungsinitiative mit dem Ziel, spezifische Medikamente und Therapien für SPINK1-Betroffene zu entwickeln bzw. deren Entwicklung zu fördern.

Ich hoffe, dass die Informationen zukünftigen Lesern bisserl weiterhelfen... Die aktuelle S3-Leitlinie Pankreatitis (Stand 2022) gibt's derzeit hier:
https://www.dgvs.de/wissen/leitlinien/leitlinien-dgvs/chronische-pankreatitis/ ... Für die einzelnen Textteile muss man auf blauen Kacheln klicken (Leitlinie, Editorial, Report, Supplement Report).
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