Pankreatektomie, 40, f - was erwartet mich wirklich?

(Krebs, Entzündung, Operation, Nachsorge, Verdauung, Ernährung, Diabetes, Reha, Recht ...)

Hier haben Sie als Betroffene(r) und/oder ratsuchende(r) Besucher(in) dieser Plattform die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen oder Hilfestellung zu geben.
Neneken
Beiträge: 28
Registriert: 19. Juni 2022, 00:45

Pankreatektomie, 40, f - was erwartet mich wirklich?

Beitrag von Neneken »

Hallo zusammen,
In einem Monat wird mir die BSD und Milz und Galle in einer offenen OP entfernt (Hauptgang-IPMN bei BRCA1 Mutation und BSDK in der Familie). Womit ist nach der OP zu rechnen? Was hilft im Krankenhaus und danach? Der Arzt hat bis jetzt nur erwähnt, dass eine Magenentleerungsstörung häufig wäre (Magensonde)? Man erbricht wohl viel? Hattet ihr Physio-Unterstützung? Wieviel bekommt man von der Intensivstation mit? Das ist wohl eher laut (piepsen)?
schalck
Beiträge: 21
Registriert: 24. Juni 2020, 11:32
Kontaktdaten:

Re: Pankreatektomie, 40, f - was erwartet mich wirklich?

Beitrag von schalck »

Guten Morgen, all Deine Fragen kann ich nicht beantworten, aber zu einigen Dingen kann ich etwas sagen. Ich selbst musste mich wegen eines Tumors einer Pankreas-Links-Resektion bei gleichzeitiger Entfernung der Milz unterziehen. Was bedeutet ein Leben ohne Bauchspeicheldrüse ? Durch die Entfernung wird logischerweise auch die Funktion des Pankreas auf Null gesetzt. Das Pankreas hat 2 Funktionen: 1. Erzeugung von Bauchspeichel zur Aufspaltung der Nahrungsfette und 2. die Produktion von Insulin zur Regulierung des Blutzuckers. Nach Entfernung des Organs müssen diese Funktionen künstlich ersetzt werden. Das heißt: Zuführung von Insulin von außen durch Tabletten oder Injektionen. Zugabe von Bauchspeichel bei der Nahrungsaufnahme. Dazu gibt es Medikamente (z.B. Kreon) die aus einem Pulver der Schweine-Bauchspeicheldrüse gefertigt werden. (Einnahme ist keine große Sache). Die Entfernung der Milz hat z.B. Auswirkungen auf dein Immunsystem. Deshalb solltest du dich mit deinem Arzt über einen vernünftigen Impfplan unterhalten.
Die Nachwirkungen der OP sind wohl eher sehr Patienten spezifisch und nicht genau voraussehbar. Ich kann dir nur eines raten: Mobilisiere dich so schnell wie möglich, denke positiv und zukunftsorientiert.
Meine Erfahrungen kannst du hier lesen: https://leben-mit-bauchspeicheldrüsenkrebs.de
Ich wünsche dir alles gute und noch einen schönen Sonntag
Neneken
Beiträge: 28
Registriert: 19. Juni 2022, 00:45

Re: Pankreatektomie, 40, f - was erwartet mich wirklich?

Beitrag von Neneken »

Danke für den Tipp mit dem impfen. Die biologischen Folgen sind mir klar, aber wie es tatsächlich den Alltag verändert, nicht. Wann hattet ihr 50% Leistungsfähigkeit zurück? Wann 100%?
Jana
Beiträge: 289
Registriert: 29. September 2020, 17:29

Re: Pankreatektomie, 40, f - was erwartet mich wirklich?

Beitrag von Jana »

schalck hat geschrieben: 19. Juni 2022, 08:42 2. die Produktion von Insulin zur Regulierung des Blutzuckers. Nach Entfernung des Organs müssen diese Funktionen künstlich ersetzt werden. Das heißt: Zuführung von Insulin von außen durch Tabletten oder Injektionen.
Insulin gibt es nicht in Tablettenform, sondern nur als Injektionen. Es gibt andere Zuckermedikamente, die insb. bei Typ2 Diabetes eingesetzt werden, die in Tablettenform erhältlich sind. Das ist aber kein Insulin.
Bei totaler Entfernung der Bauchspeicheldrüse ist immer Insulin nötig und das muss gespritzt werden.

Neben dem Insulin wird auch kein Glukagon mehr gebildet. Das ist der Gegenspieler von Insulin. Die Folge ist, dass es zu schwereren Unterzuckerungen kommen kann. Deshalb wäre ein Blutzuckersensor (häufigsten sind Freestyle Libre 3 oder Dexcom G6) sehr sinnvoll. Dieser misst kontinuierlich dein Blutzucker und alamiert dich, sollte dein Blutzucker zu hoch oder zu tief sein. Du könntest dich bereits jetzt über die Blutzuckersensoren informieren und vielleicht auch schon eine vorläufige Entscheidung treffen, welcher der beiden Sensoren es werden soll. Der Libre 3 ist kostengünstiger und wird deshalb i.d.R. ohne Probleme von der Krankenkasse übernommen, man benötigt hierfür allerdings noch ein Handy, da es bisher kein separates Lesegerät gibt. Zudem ist er deutlich kleiner und man benötigt nicht noch zusätzlich einen Transmitter wie beim Dexcom.
Zudem wäre es sehr hilfreich wegen der möglichen schweren Hypos ein Notfallmedikament zu Hause zu haben, dass im größten Notfall (Hypoglykämie mit Bewusstlosigkeit) von Angehörigen verabreicht werden kann. Auch wenn du es hoffentlich dank Sensor nie benötigen wirst, ist es besser so etwas für den Notfall da zu haben. Das gibt es als Spritze oder seit kürzerem auch als Nasenspray (Baqsimi).

Sinnvoll wäre ggf. im Anschluss auch eine Reha. Eine gute Rehaklinik, die sich mit Pankreas-Problemen auskennt ist die Vitalisklinik in Bad Hersfeld. Diese haben sogar eine spezielle Diabetesschulungsgruppe nur für Patienten mit pankreopriven Diabetes.
Neneken
Beiträge: 28
Registriert: 19. Juni 2022, 00:45

Re: Pankreatektomie, 40, f - was erwartet mich wirklich?

Beitrag von Neneken »

Danke! Und wie schnell kann man sich wieder vernünftig bewegen? Wir wohnen im 4 Stock ohne Lift, unser Bett ist eine Matratze am Boden, und der Schnitt geht ja durch die Bauchmuskeln. Hab ein bisschen Sorge, dass ich Wochen auf der Couch schlafen muss, weil ich nicht vom Boden aufstehen kann.
veritas
Beiträge: 447
Registriert: 29. Juli 2016, 10:58

Re: Pankreatektomie, 40, f - was erwartet mich wirklich?

Beitrag von veritas »

Hallo,

ich hab vor zwei Monaten eine große BSD-OP gehabt, hab jetzt einen 30cm langen Schnitt quer über den Bauch.

4 Stockwerke ohne Lift könnte ich mittlerweile halbwegs gehen, davor aber gar nicht.

Vom Boden aufstehen wäre direkt nach der OP schwer da man die Beine als Gegengewicht braucht um hochzukommen, aber als ich nach zwei Wochen heimgekommen bin hab ich das nicht mehr benötigt. Wenn du trotzdem Sorgen deswegen hast könntest du bis zur OP noch deine Arme stärken.

Ansonsten hab ich kürzlich hier einen Thread gemacht mit Tipps zur BSD-Operation: https://www.bauchspeicheldruese-pankreas-forum.de/viewtopic.php?f=14&t=7183
Neneken
Beiträge: 28
Registriert: 19. Juni 2022, 00:45

Re: Pankreatektomie, 40, f - was erwartet mich wirklich?

Beitrag von Neneken »

Das ist mega hilfreich. Dann sorge ich dafür, dass sie mich nicht entlassen, bis ich vernünftig laufen kann.
Kerstin2015
Beiträge: 215
Registriert: 23. August 2019, 08:43

Re: Pankreatektomie, 40, f - was erwartet mich wirklich?

Beitrag von Kerstin2015 »

Hallo,ich hatte mit 45 Jahren eine große Whipple op....nach 3 Wochen Krankenhaus bin ich mit Gehwegen zur Reha aufgrund starker Schmerzen in Bauch und vor allem Rücken.Nach der Reha hab ich mir noch jeden Gang ins erste Stockwerk gut überlegt (8 Wochen nach Op).Nach einem halben Jahr war es einigermaßen ok mit dem laufen,aber Verdauung war noch nicht perfekt. Nach 1 Jahr hatte ich ca 50 % Leistung :)....100 % habe ich mir irgendwann abgeschminkt...aber jetzt nach 7 Jahren habe ich mich (meistens ) damit arangiert...
Alles Gute Kerstin
Neneken
Beiträge: 28
Registriert: 19. Juni 2022, 00:45

Re: Pankreatektomie, 40, f - was erwartet mich wirklich?

Beitrag von Neneken »

Uff, das klingt nicht gut. Ich bin für 40 Personen Personal- und finanzverantwortlich und muss auch inhaltlich auf der Höhe sein 🤦‍♀️
Kerstin2015
Beiträge: 215
Registriert: 23. August 2019, 08:43

Re: Pankreatektomie, 40, f - was erwartet mich wirklich?

Beitrag von Kerstin2015 »

Moin,das gibt wichtigere Sachen im Leben...
Erstmal denkst du an Dich und deine Gesundheit und dann schaust Du was geht und was nicht geht.
Grüße und alles Gute Kerstin
Antworten