Meine Erfahrungen / Pankreatektomie

[Neneken]

Ich komme in zwei Tagen nach einer geplanten totalen Pankreatektomie, milzerhaltend, nach Hause. Gerne beantworte ich Fragen zu meinen Erfahrungen hier im thread. Es waren zwei lange Wochen im Spital, mit viel Mühsal - obwohl gemäss Chirurgen mit einem “Bilderbuch-Verlauf” gesegnet, keine wiederholenswerte Erfahrung.

[thphilipp]

Stell doch einfach einen kompletten Bericht für alle ein. Das wäre eine tolle Sache für uns.

[Neneken]

Gut, dann gebe ich hier einen Abriss. Heute ist Tag 19 nach OP. An vor der OP kann ich mich nicht erinnern - nicht einmal an den ersten Zugang, oder ans in-den-OP fahren. Ich habe vorher eine Tablette bekommen, ab dann ist es weg. Auch an die erste Nacht und den ersten Tag auf Intensiv kann ich mich kaum erinnern. Ich habe häufig um Schmerzmittel gebeten, das weiß ich. Dann kommen zwei sehr unangenehme Wochen im Spital. Ich würde sagen, es war traumatisierend. Von ständig wechselnden Pflegepersonal bis zu schlechtem Schmerzmanagement und abartigen Verdauungsschmerzen… es war eine schlimme Zeit. Noch ein Infekt mit Schmerzen obendrauf… nach zwei Wochen wurde ich, noch mit Drainbeutel, entlassen. Zwei Tage später wegen Temperatur und Schmerzen wieder im Spital, eine Nacht im Notfall, ebenfalls schlimm. Hat sich wieder beruhigt, also wieder heim. Schlecht und wenig schlafen. Unendlich viele Tabletten runterwürgen. Bauchschmerzen. Kraftlos und kurzatmig. Immer kämpfen gegen den Unterzucker. Nachts essen obwohl man keinen Hunger oder Appetit hat ist sch… insgesamt psychisch sehr schwierig. Im Spital hatte ich zwei break downs, weil die Schmerzen so schlecht gemanagt wurde und die Pflege sich mit Schmerzmitteln angestellt hat. Aber es kommt - langsam wird es wieder besser. Heute hatte ich Appetit und weniger Schmerzen.

[ginibambini1008]

Vergiss bitte nicht, dass du erst Tag 19 ist. Tag 19! Nach einer so schweren Operation. Alles braucht seine Zeit und die ersten Monate sind hart. Der Zucker muss sich einspielen, die Enzyme richtig dosiert werden und die Verdauung wieder in Schwung kommen.
Gib deinem Körper und deiner Psyche ein wenig Zeit. Alles Gute für dich.

[Neneken]

Ach das weiß ich doch. Ehrlich gesagt, das ist der Tenor aller meiner älteren Verwandtschaft, und es ist nicht hilfreich. Natürlich braucht es Zeit. Natürlich wird es besser. Aber diese “gib dir Zeit” Kommentare gehen am Ziel vorbei - JETZT ist es scheisse, und es wird nicht JETZT besser/erträglicher, nur weil ich weiß, dass es IRGENDWANN besser wird. Ich bin dankbar, dass es gut gelaufen ist, aber die nächtlichen Bauchkrämpfe lassen sich einfach nicht schönreden.

[ginibambini1008]

Das stimmt. Meinem Mann ging es auch sehr lange schlecht und er ist erst 34 Jahre alt. Ja die liebe Verwandschaft, eigentlich meinen sie es gut, aber schießen manchmal über das Ziel hinaus.

[Betalka16]

Ich wünsche dir von Herzen, dass es dir bald besser geht @Neneken! Was du aus dem Spital schreibst, klingt ja nicht so gut. Darf ich fragen, wo du operiert wurdest? War es in einem Pankreaszentrum?

[Neneken]

Ja. Die Expertise der ChirurgInnen ist sicher gegeben, aber wie überall - wenig Personal, hohe Fluktuation, schlechter Infotransfer bei der Schichtübergabe… es war ein wenig dystopisch. Man hängt an der Halsleine, und Menschen kommen rein, immer andere, stellen sich vor, fragen mit absurd hohen Stimmen wie es geht, wollen es aber eigentlich gar nicht wissen weil sie eh nichts tun können; wenn man klingelt, kommt in 50% jemand, der nicht zuständig oder kompetent ist, und am Ende traut sich keiner was entscheiden, was nicht im Behandlungsplan steht (eg Morphinspritze braucht Arzt-ok - aber bis das da ist…)… Krankenfabrik, Heilungsfarm kam mir in den Sinn.

[Andi]

Hallo,
ja, man hat manchmal den Eindruck es geht gar nicht um den Menschen, sondern um etwas ganz anderes.
Man kann nur Druck machen, das einem geholfen wird, leider ist die Kraft in diesem Moment begrenzt.

Gute Besserung

[ginibambini1008]

Das ist aber nicht überall so. Im UKE in Hamburg wusste zu jeder Zeit jeder über den Gesundheitszustand Bescheid. Es wurde sich an Absprachen gehalten und alle waren sehr freundlich und das 24/7.
Allerdings weiß ich was du meinst. Wir mussten 300 Kilometer fahren um eine Selbstverständlichkeit zu bekommen. Unser eigenes Krankenhaus ist so schlecht, dass man sich besser in einen anderen Landkreis schleppt, damit man da nicht hinkommt. Da ich im Gesundheitswesen arbeite, sind mir schon die haarsträubendsten Sachen zu Ohren gekommen ... falsches Bein amputiert und solche Geschichten. ...

Schlimm und es wird nur schlimmer.