Suizid und die Kirchen

[Rumpelstilzchen]

Wer sein Problem damit löst, indem er vor einen Zug springt, der hat seine Depressionen und Leidesfähigkeit beendet.

Dass er damit die Zugführer jetzt in großer Depression zurück läßt finde ich schon ungeheuerlich. Aber dass das Ganze jetzt auch noch durch die Kirchen, die Ökomene quasi verherrlicht wird finde ich unerhört.

Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, wo die Kirchen `Selbstmörder´ und deren Angehörigen nicht begleitet haben.

Muß auch mal gesagt werden

Rumpi

[tula]

Hallo Rumpi,
da gehe ich voll und ganz mit Dir einig.

Aber denke daran, auch die Kirchen müssen sehen, dass sie sich in ein 'Licht' rücken!!!

Leider.

Der Sohn einer Bekannten ist Lokführer und konnte, für einen Selbstmörder, nicht mehr rechtzeitig bremsen. Dieser Lokführer ist nicht mehr in der Lage seinen Beruf auszuüben und leidet seit zwei Jahren an schlimmsten Depressionen.

LG
Ulla

[Rumpelstilzchen]

Hallo Ulla,

Du bringst es genau auf den Punkt. Der Fahrer ist am Ende der wirklich knallhart betroffene Mensch, der jetzt mit dieser Hypothek weiter machen müßte aber meist nicht mehr kann.

Warum ist der Kerl net einfach nur vom (Kirchen-) Dach gesprungen. Und dann noch der ganze Tag diesen Rummel. Egal welchen TV- Sender man einstellt, es geht den ganzen Tag nur um diesen Suizid.

Ich überlege mir so gerade, wer sich wohl bei mir drum scheren würde. Gut hier wissens zwei, das langt aber auch. Depressiv das glaube ich nicht, dass ich das bin aber manchmal wird es einem doch schwer gemacht.

Ich habe Dir ja schon mal geschrieben zwischen den Zeilen waren Hinweise. Aber es gut so, Du hast das nicht bemerkt.

Alles Gute und lieben Gruß

Rumpi

[Corinna B.]

Ich hatte heute mit einer Freundin eine Grundsatzdiskussion über Selbstmord im allgemeinen und in diesem Fall im besonderen. Was treibt einen Menschen der sein Leben beenden will dazu es auf so grauenvolle Art zu tun, von der er doch wissen müsste das er damit einen oder viele andere Menschen damit psychisch belastet. Zumal: es gibt genügend Methoden sich "sauber" umzubringen, sei es mit Schlaftabletten, Schmerzmittel oder das eine oder andere Mittelchen zu denen wir Diabetiker Zugang haben.
Ein Kollege meines Sohnes hat seine Dienstelle angerufen "ich melde mich hiermit vom Dienst ab" und der Telefonist hörte den Schuß durchs Telefon.
Ein anderer Kollege hat sich vor den Augen seiner Kollegen beim Dienstwechsel erschossen.
Ist das ein letzter Aufschrei nach Beachtung?? Oder ist das Bestrafung??

Und was die Kirche angeht - ich denke mal Jesus würde sich im Grab umdrehen wenn er mitbekommen würde was seine Stellvertreter so alles an Unsinn verzapfen.

@ Rumpelstilzchen. Depressionen haben heißt nicht gleich sich umbringen. Wenn alle depressiven in Deutschland sich umbringen würden - die Kranken und die Zeitweiligen - wären die Großstädte ähnlich besiedelt wie Schleswig Holstein.

[tula]

Lieber Rumpi,
ich habe damals sehr wohl zwischen Deinen Zeilen gelesen und es hat mich traurig gemacht. Nur, ich habe selbst einen großen Kummer, den ich mit mir schleppe und bin da auch schon mal auf Gedanken gekommen..... und habe diese Gedanken ausgesprochen.

Meinem Nico habe ich mein Wort gegeben, mein Leben nach seinem Tod 'ordentlich' und wenn möglich in seinem Sinne, zu leben. So wird es auch sein. Ich werde mir an meinem Mann ein Beispiel nehmen. Nico und ich, wir werden nicht mehr lange, auf dieser Erde, zusammen sein.

Nun zu Robert Enke. Ich finde es so furchtbar, dass ein so junger Mensch so krank ist und sein Leben nicht mehr erträgt und nicht an die Folgen für seine Frau, Kind und Familie denken kann. Durch mein großes Interesse für Fussball habe ich auch die Karriere von Enke verfolgt. Für mich war er, wie Sebastian Deissler, nicht 'der' Fussballer schlechthin. Er hat auf mich schon einen verletzlichen Eindruck gemacht und hat sich wohltuend von anderen 'Typen' abgegrenzt.

Folgendes haben wir erlebt: Als mein Mann vor 10 Jahren über zwei Monate auf der Intensivstation lag, da gab es dort einen Oberarzt, jung und fast zwei Meter groß, mit einer dunklen Löwenmähne. Ich glaubte damals er sei ein Pfleger. Dieser junge Mann war mit Leib und Seele Arzt und damals der EINZIGE Arzt der glaubte dass Nico am Leben bleibt. Wir haben uns danach regelmäßig gesehen, bis er an einer anderen Klinik, in einer anderen Stadt Chefarzt wurde.

Dieser junge Mann hat sich am 2. August diesen Jahres das Leben genommen. Sein Vater hat ihm im Gartenhaus gefunden. Er hat sich stranguliert. Er hinterläßt eine Frau und drei Kinder. Sein Sohn wurde geboren, als Nico auf seiner Station lag. Wie krank musste dieser Mensch sein, so etwas zu tun? Ein Arzt , der durch seine Kompetenz und seine Wärme so vielen Menschen geholfen hat, der kam mit seinem Leben nicht mehr klar. Eine Herzkrankheit hat ihn aus der Bahn geworfen. Markus wurde nur 42 Jahre alt.

Ich wollte mit diesen vielen Worten zum Ausdruck bringen, in welchen Ausnahmesituationen Menschen sind, die ihren Liebsten und sich, so etwas antun. Bis heute ist sein Tod für uns unbegreiflich. Wie mag es erst den Angehörigen gehen?

Wie nun der Tod von R. Enke vermarktet wird, das finde ich widerlich. Aber die Presse schreckt vor nichts zurück. Das erleben wir ja immer wieder. Ich werde sie in den nächsten Tagen einfach ignorieren.

Alles Gute für Dich und liebe Grüße

Ulla