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Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium

Verfasst: 3. Februar 2019, 16:58
von Krebsistscheisse
Ich möchte hier den kurzen und traurigen Verlauf dieser Erkrankung von meinem Vater niederschreiben.

Im Oktober vergangenen Jahres bekam mein Vater (65 Jahre alt) plötzlich sehr starke und unerträgliche Rückenschmerzen. Ansonsten lagen keinerlei andere Erkrankungen vor. Er sah gut und wohlgenährt aus und nahm keinerlei Medikamente. Die Vermutung seinerseits lag bei Bandscheibenvorfall oder Abnutzung der Hüfte. Er hat sein Leben lang körperlich schwer gearbeitet und so war dieser Verdacht gar nicht so abwegig.

Die Odyssee begann mit einer Konsultation bei einem Orthopäden. Beim Facharzt möglichst zeitnah einen Termin zu bekommen, war nicht machbar. So fand der erste Arztkontakt im November statt. Bis dahin hat sich mein Vater tapfer mit Ibuprofen über Wasser gehalten. Beim Orthopäden wurden zuerst die üblichen Schmerzmittel und Physiotherapie verordnet, wobei sich der Arzt mit der Diagnose sehr schwer tat. Er wurde zum Röntgen von Hüfte und unterem Rücken geschickt. Beide Bilder ergaben keine Besonderheiten. Die Diagnose war weiterhin unklar. Die Zeit verging und der behandelnde Arzt schickte meinen Vater zum MRT. Einen Termin für ein MRT bekommt man aber auch nicht innerhalb einiger Tage. So vergingen wieder 2 Wochen (mittlerweile Anfang Dezember) und mein Vater quälte sich weiter. Er konnte keine Nacht mehr schlafen, da die Schmerzen im Liegen unerträglich waren. Ein Besuch in der Notaufnahme des zuständigen Krankenhauses brachte nicht die ersehnte Behandlung der Schmerzen. Da der Arzt in der Notaufnahme weiterhin von akuten Rückenbeschwerden ausging, bestand er auf die Auswertung der Bilder des geplanten MRT Termins. So wurde mein Vater wieder nach Hause geschickt. Bis dahin ging es ihm immer schlechter. Er konnte weder sitzen noch liegen. Die Schmerzmittel halfen nicht. Was er in dieser Zeit durchgemacht haben muss, wird mir erst jetzt im Nachgang klar.

Mitte Dezember dann die Auswertung des Radiologen vom MRT - Wirbelsäule. Die Bilder sprachen eine eindeutige Sprache: Verdacht auf Knochenmetastasen in der Wirbelsäule. Noch am selben Tag hat sich mein Vater über die Notaufnahme des Krankenhauses einweisen lassen. Zuerst auf die Neurochirurgie. Die unerträglichen Rückenschmerzen bestanden ja weiterhin. Dort wurden erst einmal die Rückenschmerzen behandelt. Einige Tage später sollte er sogar entlassen werden. Von dem Verdacht auf Metastasen in der Wirbelsäule war keine Rede mehr. Wir waren schon ganz froh, vielleicht hatten sich die Radiologen bei der Auswertung des MRT geirrt? Einen Tag vor der geplanten Entlassung meines Vaters hat sich dann wohl doch ein Radiologe des Krankenhauses die Bilder nochmal angesehen. Daraufhin erfolgten ein MRT und ein CT des ganzen Körpers, um den Primärtumor zu finden. Das war eine Woche vor Weihnachten.

Alles was danach geschah, ist rückblickend wie ein Film im Nebel. Mein Vater hatte einen Tumor der Bauchspeicheldrüse und Metastasen in der Leber, den Knochen und den angrenzenden abdominellen Organen. Er bekam sogleich Fentanyl Pflaster, was die unerträglichen Schmerzen erträglicher machen sollte. Weihnachten war sehr sehr traurig. Wir sprachen kein Wort über die Diagnose, aber der ganzen Familie ging es psychisch schlecht. Vor allem meinem Vater. Es muss die Hölle für ihn gewesen sein.

Nach Weihnachten ging es für ihn wieder ins Krankenhaus. Es wurden alle nötigen Untersuchungen eingeleitet, um die weitere Behandlung zu planen und umzusetzen. Ich habe ihn in dieser Zeit oft besucht. Er war nicht zu erkennen. Wir sprachen kein einziges Wort über diesen Krebs, aber an seinem Verhalten konnte ich merken, dass er eine Scheissangst hatte. Wir litten alle mit und versuchten dennoch, jedesmal positiv auf ihn einzugehen. Wir glaubten noch, dass man diesen Krebs mittlerweile auch so gut behandeln kann, wie viele andere Krebserkrankungen. Rückblickend denke ich, dass mein Vater dort schon wusste, was auf ihn zu kommt.

Die behandelnden Ärzte des Krankenhauses baten uns zu einem Gespräch und rieten uns zu einer Chemotherapie. Es ein palliativer Versuch, den Krebs weiterhin an seiner schnellen und aggressiven Ausbreitung zu hindern. In diesem Moment klammert man sich auch an jeden Strohhalm, den man bekommen kann. Drei Tage später war es dann soweit. Mein Vater bekam die erste Chemotherapie. Er vertrug sie auch gut und konnte am nächsten Tag nach hause. In den Tagen danach ging es ihm immer schlechter. Er aß kaum etwas, schlief viel, schien verwirrt. Sein Bauch wurde dicker. Wir schoben dies auf die Nebenwirkungen der Chemo und auf das Fentanyl. Die zweite Chemo wurde ambulant durchgeführt. Danach kam eins zum anderen. Er bekam Fieber und eine gelbe Hautfarbe. Er konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Der Notarzt nahm ihn mit und er kam auf die Intensivstation. Eine Lungenembolie und Wasser im Bauch wurden festgestellt.

Die weiteren Chemos wurden ausgesetzt. Mein Vater hatte stark erhöhte Leberwerte. Er wurde von Tag zu Tag schwächer, aß nichts mehr. Es war eine schlimme Zeit. Für ihn, für uns. Vergangene Woche ist er für immer eingeschlafen. Ganze 5 Wochen nach Diagnosestellung. Er hatte überhaupt gar keine Chance. Mein einziger Trost ist, dass er in den letzten Tagen keine Schmerzen ertragen musste.

Ich schreibe dies hier auf, um diesen Verlust zu verarbeiten und zu verstehen. Es ist immer noch unfassbar, wie schnell alles ging.

Re: Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium

Verfasst: 4. Februar 2019, 15:53
von HoKa
Mein herzliches Beileid.
Es tut mir aufrichtig leid. :cry:

Ja, Krebs ist ein Ar***loch... :evil:

Meine Mama hat im November die Diagnose Lungenkrebs Endstadium plus Metastasen bekommen..
Nie geraucht, nie im Krankenhaus gewesen. Immer gesund gelebt, Sport getrieben.
Mit 75 keine Tabletten wegen irgendwelchen Wehwechen, außer vielleicht mal Kopfschmerzen, Schnupfen etc... :cry:

Re: Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium

Verfasst: 19. Februar 2019, 13:58
von wasistes
Mein aufrichtiges Beileid an dich und deine Familie.
Man kann nur hoffen, dass es in der Krebstherapie wirklich irgendwann einen Quantensprung gibt und man eines Tages Leuten wie deinem Papa besser helfen kann!