Vitamine Kassenleistung?

(Krebs, Entzündung, Operation, Nachsorge, Verdauung, Ernährung, Diabetes, Reha, Recht ...)

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AstridXYZ
Beiträge: 15
Registriert: 14. Mai 2022, 12:45

Vitamine Kassenleistung?

Beitrag von AstridXYZ »

Moin
Ich hatte vor 2,5 Jahren eine Whipple OP wg eines Insulinoms. Nun habe ich EPI und nehme Kreon und komme damit klar. Ausser dauernder Müdigkeit geht es mir gut. Neulich wollte ich die Vitamine ADEK und B12 und D bei einer eh anliegenden Blutkontrolle mit auswerten lassen, weil ich hier immer lese, dass es wichtig sei. Ich musste diese Leistungen aber selbst bezahlen. Bei der Krankenkasse habe ich dann nachgefragt, aber die meinten das natürlich auch.
Hier lese ich immer, dass es bei meiner Diagnose eine Kassenleistung wäre.
Ist das so sehr arztabhängig oder wo kann ich eine Auskunft darüber finden, mit der ich mich beim Arzt oder der Krankenkasse zur Wehr setzen kann? Gibt es etwas offizielles, aus dem hervorgeht, bei welcher Diagnose bestimmte Leistungen Kassenleistung sind?
Welche Blutwerte sollte ich im Auge behalten mit meiner Erkrankung?
Danke fürs Lesen
Astrid
Betalka16
Beiträge: 120
Registriert: 25. Juni 2022, 10:04
Wohnort: Lütjensee bei Hamburg

Re: Vitamine Kassenleistung?

Beitrag von Betalka16 »

Hallo Astrid, ich muss sowohl die Laborkosten für den Vitaminstatus als auch die Produkte selber tragen - meine Kasse (Barmer) sieht keine Indikation (Linksresektion, massiver Vitaminmangel ADEK ...), mein Hausarzt hat keine Lust auf Stress ...
Bei mir wird regelmäßig (alle 3 Monate ca.) ein großes Blutbild mit allen Pankreaswerten, Vitamin (auf meine Rechnung) Kalzium und auf Wunsch von Prof Uhl nach der letzten Untersuchung auch Tumormarker gemacht. Ich würde das noch mal mit deinem Pankreaszentrum / der Klinik, in der deine OP war besprechen
3664645
Beiträge: 400
Registriert: 8. Mai 2018, 12:06

Re: Vitamine Kassenleistung?

Beitrag von 3664645 »

Hallo,

vorweg ich habe meine BSD noch und lediglich eine EPI. Meine ehemalige Hausärztin hat ein paar Mal Vitamin D Test von ihrem Budget übernommen.

Wenn ich die Rechtslage richtig verstehe, ist das Rezept eines Arztes immer eine freiwillige Leistung ist. Du kannst also selber nicht fordern ein bestimmtes Rezept/Kostenübernahme für Untersuchungen zu erhalten.

Es macht also Sinn sich einen Facharzt zu suchen, der bereit ist sein Budget zu verwenden und sich fachlich mit der Krankenkasse anzulegen. Die Krankenkasse selber wird dir als Patient einen kleineren Bewilligungsrahmen nennen.
Beste Grüße Dominik🖐️
Jana
Beiträge: 289
Registriert: 29. September 2020, 17:29

Re: Vitamine Kassenleistung?

Beitrag von Jana »

Der Arzt entscheidet, ob er eine medizinische Notwendigkeit für eine Untersuchung oder ein Kassenrezept sieht oder nicht. Egal welche Vorgaben es prinzipiell gibt, die letztendliche Entscheidung trifft immer der Arzt.

Ich weiß nicht, ob es eine Behandlungsleitlinie gibt nach Whipple-Operation oder ob die Pankreatitis-Leitlinie etwas zum Thema Kontrolle von Vitaminmängeln sagt. Falls es diese gibt, kann es helfen, sich auf diese Empfehlung zu beziehen.

Ich habe neben meiner BSD Problematik auch Morbus Crohn. In der Crohn-Leitlinie bspw. ganz konkret drin, "B12 Kontrolle min. jährlich bei Befall oder Resektion des terminalen Ileums" (ein bestimmter Darmabschnitt). Aber auch dann ist es Ermessensspielraum des Arztes.

Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, bei unspezifischer Müdigkeit werden selten mehrere Vitaminmängel einfach auf groben Verdacht überprüft. Sind jedoch weitere spezifische Symptome vorhanden, so dass sich ein ganz konkreter Verdacht auf einen speziellen Vitaminmangel ergibt, dann wird dieser spezielle Vitaminwert auch eher auf Kassenbasis überprüft.

Wenn es um einen einzelnen Vitaminwert geht, sind die Ärzte auch eher bereit, diesen abzunehmen, als wenn man gleich mit 4-5 Wunschwerten kommt. Fachärzte sind auch eher bereit, Vitaminwerte abzunehmen als ein Hausarzt aus Butgetgründen.

Zwecks Vitaminrezepte auf Kassenbasis gibt es eine klare Vorgabe. I.d.R. ist keine Verordnung möglich. Es gibt aber eine speziell geregelte Ausnahme: Bei schwerwiegenden festgestellten Mangel an wasserlöslichen Vitaminen (bspw. Folsäure, jedoch nicht ADEK) sowie explizit Vitamin K ist eine Verordnung möglich, nach ärztlichen Ermessen, wenn der Mangel nicht ernährungsbedingt behoben werden kann, sondern aufgrund einer schwerwiegenden Erkrankung der Verdauungsorgane/Aufnahmestörung zurückzuführen ist. Aber auch hier entscheidet der Arzt, ob er das möchte.
3664645
Beiträge: 400
Registriert: 8. Mai 2018, 12:06

Re: Vitamine Kassenleistung?

Beitrag von 3664645 »

In der S3-Leitlinie Pankreaskarzinom (Stand: 2021) steht:

9.16. In physiologischen, d. h. in der Nahrung vorkommenden
Mengen sind Vitamine, Spurenelemente und andere
Mikronährstoffe wichtige Bestandteile einer ausgewogenen
Kost. Hingegen gibt es keine Belege für den Nutzen einer
Aufnahme von Vitaminen, Spurenelementen und anderen
Mikronährstoffen in sog. pharmakologischer Dosierung. Ebenso
fehlt ein Unbedenklichkeitsnachweis.

9.17. Bei den Ernährungsempfehlungen für Patienten nach
Pankreatektomie oder bei langdauernder
Pankreasgangobstruktion sind die Konsequenzen einer
exokrinen und endokrinen Pankreasinsuffizienz zu beachten.
Bei der Behandlung der exokrinen Pankreasinsuffizienz ist auf
eine ausreichende Gabe der Pankreasenzyme zu den Mahlzeiten
zu achten. Beim Vorliegen eines pankreopriven Diabetes ist der
Patient mit Insulin nach den gängigen Prinzipien zu behandeln.
Darüber hinaus gibt es keine spezifischen
Ernährungsempfehlungen.

9.19. Ein wesentliches Behandlungsziel der supportiven Therapie ist
die Erhaltung oder Verbesserung der Lebensqualität. Dabei
sollte gezielt nach belastenden Symptomen (z. B. Fatigue,
Juckreiz, Diarrhoe, Obstipation usw.) gefragt und deren
Behandlung angestrebt werden

Also wie schon oben gesagt. Es bleibt die Entscheidung des Arztes unabhängig von einer Leitlinie zu entscheiden, ob Nährstoffstatus getestet werden oder Vitamine rezeptiert werden. Der Arzt wird sich dann gutachterlich mit der Krankenkasse auseinandersetzen müssen, wenn es doch abgelehnt wird.

Du musst einen Partner/Arzt haben, der in deinem Sinne und der last deiner Beschwerden bereit ist zu argumentieren.
Beste Grüße Dominik🖐️
AstridXYZ
Beiträge: 15
Registriert: 14. Mai 2022, 12:45

Re: Vitamine Kassenleistung?

Beitrag von AstridXYZ »

Ach mensch, das hört sich ja nicht so gut an. Beschwerden habe ich ja nicht, aber ich möchte es auch gar nicht erst soweit kommen lassen, wenn man schon von vornherein auf ein, zwei Dinge achten kann.
Ich bedanke mich für die Mühe, die Ihr Euch gemacht habt, meine Fragen zu beantworten.
Danke
3664645
Beiträge: 400
Registriert: 8. Mai 2018, 12:06

Re: Vitamine Kassenleistung?

Beitrag von 3664645 »

Hallo Astrid,

Du brauchst einen Arzt, der für dich auch mal ein Eisen ins Feuer wirft.

Unter Punkt 9.19 wird ja von Besserung der Lebensqualität gesprochen und du sprichst eingangs von Müdigkeit, also Fatigue, vielleicht folgt hier ein Arzt dieser Denkrichtung.
Beste Grüße Dominik🖐️
Florine
Beiträge: 23
Registriert: 18. Januar 2024, 10:08

Re: Vitamine Kassenleistung?

Beitrag von Florine »

Hi, ich habe folgenden Hinweis gefunden: Die Kosten für fettlösliche Vitamine können auf der Grundlage des geltenden Rechts v.d. Krankenkassen erstattet werden. (Richtlinien des Bundesausschusses d. Ärzte u. Krankenkassen über die Verordnung - Arzneimittelrichtlinien/AMR 20.2 h-) veröffentlicht im Bundesanzeiger 2006; Nr. 40: S. 1255 am 26.02.06 in Kraft getreten. Voraussetzung : es muss ein, d.die entspr. Ernährung (Entfernung Pankreas - OP oder Labortechnik nachgewiesener Vitaminmangel) und der Arzt muss einen diesbezüglichen Vermerk auf d. Rezept vornehmen. Viel Glück und liebe Grüße Florine
Ulli
Beiträge: 30
Registriert: 8. Januar 2024, 16:23

Re: Vitamine Kassenleistung?

Beitrag von Ulli »

Hallo Astrid, ich kann dazu nur sagen, dass meine Hausärztin die Vitaminspiegelbestimmung auf Kassenleistung gemacht hat.
Ich hatte es aufgrund von Malabsortion und weiteren Symtomen Osteopenie(Vorstufe von Osteoporose), ungeklärte Gelenk-und Muskelschmerzen, leichte Anämie gewünscht.(das sind u.a. Symptome die von einer EPI verursacht werden können.
Eigentlich halte ich es für logisch, dass ein Mensch, der krankheitsbedingt die betreffenden Vitamine bei normaler gesunder Kost
nicht mehr aufnehmen kann, die erforderlichen Leistungen von der Krankenkasse erhält.

Freundliche Grüße
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