Arbeitsfähigkeit nach totaler Pankreasentfernung

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solitone
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Arbeitsfähigkeit nach totaler Pankreasentfernung

Beitrag von solitone »

Hallo miteinander,

ich habe mal eine (aktuell noch) eher theoretische Frage.
Ist man nach einer totalen Pankreasentfernung noch in der Lage einer geregelten Arbeit nachzugehen?
Zum Hintergrund. Bei mir wurde wegen einer IPMN per pp-Whipple-OP Pankreaskopf, Zwölffingerdarm etc. vor einigen Jahren entfernt. Ich lebe damit sehr gut, bin fit und voll einsatzfähig. Nun könnte es sein, dass sich dieser sch..... Tumor am Restpankreas wieder breit macht. Seit einigen Tagen / Wochen beschäfftigt mich nun die Frage, ob ich im Falle, dass man mir auch den verbliebenen Restpankreas entfernt, überhaupt noch erwerbstätig sein kann.
Mir ist schon klar, dass das wahrscheinlich von Mensch zu Mensch und Beruf zu Beruf unterschiedlich ist, aber welche Erfahrungen hat ihr diesbezüglich?

Grüße
klaudia
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Re: Arbeitsfähigkeit nach totaler Pankreasentfernung

Beitrag von klaudia »

Hallo, mein Mann hatte im Juli 2011 eine totale Pankreatektomie, dh. es fehlt ihm nun die BSD, die Milz, der Zwölffingerdarm, 2/3 des Magens und die Hälfte des Dickdarmes und die Gallenblase schon seit März 2011. Nach der ersten Diagnose und OP im März 2011, als sich das Pankreaskopfcarcinom während der OP als irreseketabel herausstellte, folgte eine neoadjuvante Radio - + Chemotherapie, die mein Mann gar nicht gut vertragen hat, er hatte aufgrund von Komplikationen nach dem ersten OP-Versuch im März stark an Gewicht verloren (60kg) , obwohl er schon vor der Erkrankung ( mit 46 Jahren, 1,88m - 78kg) sehr schlank gewesen ist. Während der Radio + Chemotherapie musste er parenteral ernährt werden, da ihm immer übel war. Nach der OP im Juli 2011 wurde ihm noch ein Ileostoma angelegt und dann trat noch eine Wundheilungsstörung auf, so dass er von Ende Juli bis Mitte Oktober einen offenen Bauch hatte. Im Oktober hat er dann nochmals 12 Chemos über sich ergehen lassen. Aufgrund der kompletten Entfernung der BSD ist er jetzt Diabetiker und muss zum allem was er isst Enzyme schlucken. Im Juni 2012 hat er sich das Stoma zurücklegen lassen ( alle OPs fanden in HD bei Prof. Büchler statt). Von August bis November 2012 hat er in Abspsrache mit seiner Firma eine Art Wiedereingliederung gemacht, dh. er ging so arbeiten wie er konnte - anfangs 3 Std, später mehr , zwischen durch weniger, so wie es ihm gerade ging. Seit Januar 2013 arbeitet er wieder volle 8 Stunden. Aber mein Mann geht gerne arbeiten, er war über 1 Jahr krank geschrieben und war absolut nicht arbeitsfähig gewesen, was war für ihn sehr schlimm gewesen ist. Er hat einen stressigen Job als Oberbauleiter im Schlüsselfertigbau - und manchmal geht er halt etwas später zur Arbeit, wenn er nicht so fit ist, denn leider muss er nachts seit der OP im Juli 2012 mindestens einmal , meist aber 2x zur Toilette und schläft dann nicht jedes Mal wieder ein . Mein Mann ist ein Kämpfer und hat sich auch von Komplikationen und Rückschlägen nicht unterkriegen lassen. Während der ganzen Erkrankung hat er nicht gejammert oder ist depressiv geworden. Auch seinen Diabetes hat er voll im Griff und kennt sich besser damit aus als manche Ärzte. Für seine BZ-Messungen hat er sich eine Excel Tabelle entworfen und führt so Buch über die Höhe seiner Insulingaben in Kombination mit Nahrungsaufsnahme und Uhrzeit und eventuellen Besonderheiten.
Also verlieren Sie nicht den Mut, wir haben anfangs auch gedacht, wir verlieren Lebensqualität - aber wir haben gemerkt, dass wir noch so vieles machen und schönes erleben können - nur eben ein bisschen anders. Wir haben "Leben" gewonnen - dank des Könnens des Professors. Ich kann jedem nur empfehlen, bei BSD-Erkrankungen nach HD zu gehen. Ich hätte nie gedacht, dass mein Mann wieder arbeiten gehen könnte und nun geht er schon fast ein ganzes Jahr wieder.
Wir haben zwischenzeitlich schon öfters Urlaub gemacht u.a. auch im Mai diesen Jahres eine Motorradtour von uns aus bis nach Korsika, bei der ich als Sozius dabei war und mein Mann glücklich 3330km gefahren ist - meist Kurven :), was er besonders mag. Also, trotz all dem was er durchmachen und ertragen musste, hat er bis jetzt viel Lebensqualität genossen.
Ich wünsche Ihnen, sollte die OP anstehen, alles Gute und wenn es Ihnen nach der ersten OP eigentlich gut geht , warum sollte es so anders sein, nur weil die BSD ganz weg ist und Sie Insulin spritzen und Enzyme schlucken müssen - das kriegen Sie bestimmt auch hin.

Viele Grüße
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Reinhard
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Re: Arbeitsfähigkeit nach totaler Pankreasentfernung

Beitrag von Reinhard »

Hallo Klaudia,
vor Deinem Mann kann ich nur "den Hut ziehen". Ich denke das gleiche gilt auch für Dich, denn ohne die Unterstützung des Partners geht es nicht! Ein Beispiel, das Mut macht!!
Meine Hochachtung,
Reinhard
klaudia
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Re: Arbeitsfähigkeit nach totaler Pankreasentfernung

Beitrag von klaudia »

Hallo Reinhard,
ja wir haben viel durchgemacht, aber man kann viel, wenn man muss und keine Alternative hat. Wenn man nicht kämpft, hat man schon verloren und mein Mann wollte doch den 18. Geburtstag seines jüngsten Sohnes 2012 erleben (den wir nur in der Famile ( 40 Personen) übrigens am 22. Dezember groß außer Haus gefeiert haben) und noch vieles anderes.
Unsere beiden Jungs waren zum Glück schon groß (17 + 20) und nicht mehr betreuungsdürftig.
Aber wir hatten ganz viel Hilfe, angefangen von meiner Familie und auch die Firma meines Mannes lebt noch soziale Verantwortung und hat uns einige Sorgen erspart, viele Arbeitskollegen haben ihn zu Haus besucht und einige enge Freunde haben ihn jede Woche zu Hause mit ihren Besuchen etwas Ablenkung gebracht. Zudem hatten wir sogenanntes "medizinsches Vitamin B" in allen Krankenhäusern, in denen er behandelt wurde - die Cousine meines Mannes ist stellvetretende Leiterin der ZNA eines großen Krankenhauses in unserer Wohnortnähe und so gab es für ihn nie Wartezeiten in Notfällen, oft kam sie und hat ihm Infusionen und Schmerzmittel zu Hause verabreicht, so dass ihm mancher Krankenhausaufenthalt erspart blieb, mein Neffe und seine Frau haben leitende pflegerische Positionen in dem Krankenhaus, in dem er die Radio + Strahlentherapie absolvierte ( sie haben mir innerhalb von 2 Tagen vor Ostern parenterale Nahrung besorgt, was der Onkologe für nicht machbar hielt in so kurzer Zeit) , sogar in HD ca.175km von unserem Wohnort entfernt,stellte sich heraus, dass die Frau meines Cousins als Ärztin in der Chirurgie unter Prof. Büchler arbeitete. Sie versorgte mich mit den Laborwerten und besucht meinen Mann auf der VTS ( vglbar mit einer Intensivstation) wenn ich nicht hindurfte und half sonst in Hinblick auf schnelle Arztgespräche oder Diagnosen. All dies hat uns viel genutzt. Meine Geschwister , der Vater meines Mannes, seine Cousine und unser nächster Freund haben sich abgewechselt und mich eine Woche nach HD gefahren,weil ich krank war. In der Zeit in der eer ganz schlecht dran war, haben sie vor seinem Zimmer stunden auf mich gewartet, weil sie wussten, dass Besuch für meinen Mann zu anstrengend war und er eigentlich nur Ruhe und mich brauchte.
Ich habe versucht meinen Mann zu unterstützen, so wie er es brauchte auch wenn dies oft nicht mit meinen Vorstellungen konform ging, aber er war der Kranke und es musste so sein, dass er da durch kam, was mir oft sehr schwer viel, aber hier ging es nicht um mich!
Ich habe meinen Mann täglich (bis auf 3 Tage auf alle Aufenthalte bezogen) in HD besucht - 3 Wochen im März 2011, 3 Wochen im Juli 2011,10 Tage im August 2011 und nochmals 15 Tage im Juli 2013. Dies war machbar , weil ich nur 3 halbe Tage pro Woche arbeite und auch eine sehr verständnisvolle Chefin habe, die mir in dieser Zeit auch unbezahlten Urlaub gegeben hätte, was ich aber nicht in Anspruch genommen habe. Mein Cousin hatte mir für die ganze Zeit sein Gästezimmer angeboten, was ich aber nur vor 2 OP-Terminen genutzt habe, ansonsten bin ich abends immer nach Hause gefahren, da unsere Jungs warteten und mich auch brauchten, denen ging es ja auch nicht gerade gut.
ABER wir haben es bis jetzt geschafft und dafür bin ich dankbar. Ich habe in dieser Zeit vieles gelernt, wenn ich es auch lieber auf eine andere Art gelernt hätte. Vor allem ich habe mich intensiv mit dieser Krankheit und all ihren Folgen sehr intensiv beschäftigt und mir aus dem Internet viele Informationen besorgt, aber hauptsächlich über wissenschaftliche Studien oder Vorträge, Doktorarbeiten und weniger in Foren. Statistiken habe ich versucht auszublenden, denn normal ist wenig bei meinem Mann gelaufen. Auch viele fachliche (Erklärungs)Gespräche mit der Cousine meines Mannes waren sehr lehrreich für mich - es ist schon toll zu jeder Tages - und Nachtzeit in diesem Bereich einen Ansprechpartner zu haben, das ist unbezahlbar.
Wir haben eine andere Lebenseinstellung bekommen - vor allem mein Mann, der außer aus Krankheitsgründen nix mehr aufschiebt. Wir nutzen unsere gemeinsame Zeit intensiver als vorher, aber mein Mann ist auch froh, dass er wieder den Alltag leben darf, das tut ihm richtig gut.

Ich bedanke mich für Ihre netten, aufmunternden Zeilen und wünsche auch Ihnen alles Gute

Klaudia
klaudia
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Re: Arbeitsfähigkeit nach totaler Pankreasentfernung

Beitrag von klaudia »

Hallo Reinhard,
ich wollte noch nachschieben, dass hier wohl jeder Päckelchen zu tragen hat und mancher wahrscheinlich noch mehr durchgemacht hat. Und bei uns ist das mein Mann, der m.E. Unglaubliches ertragen und geleistet hat. Wir wissen, dass irgendwann noch einiges auf uns zukommt, aber da kümmern wir uns drum, wenn es soweit ist, sagt mein Mann immer.
Grüße

Klaudia
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Reinhard
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Wohnort: Bückeburg

Re: Arbeitsfähigkeit nach totaler Pankreasentfernung

Beitrag von Reinhard »

Hallo Klaudia,
ich denke ihr seid eine Familie mit einem besonderem Umfeld. Ihr habt einen Kreis von Menschen um Euch, die Euch viel geben, begonnen mit der Aufklärung und Information bis zur Hilfe in akuten Fällen. Leider trifft das nicht für alle Betroffenen zu. Viele Erkrankte stehen hilflos vor einem riesigen Berg. Gerade hier sehe ich eine große Aufgabe des AdPs mit dem Forum, den wissenschaftlichen Beirat und den Broschüren. Ich selbst lag sieben Wochen im Koma, und dann nochmals sieben Monate im Krankenhaus. Entlassen wurde ich vor 17 Jahren aus der Chirurgie mit den Worten "Du kannst alles essen, mache eine Kur und dann arbeitet wieder" Von Pankreasenzymen wurde überhaupt nicht geredet. Es wurde keine Internistische Nachbehandlung durchgeführt. So weiß man nicht, was mit einem los ist, und fällt in ein tiefes Loch. Alle Ärzte gingen davon aus, dass sämtliche Behandlungen in diesem Zusammenhang ausgereizt seien. Eine folgende Kur war grausamen. Ahnung hatte man dort auch nicht, und Anwendungen gingen nicht. Nur nebenbei, ich hatte damals noch einen Anus praeter (Seitenausgang) und musste meine Exkremente selber entsorgen. So stand ich dann im Fahrstuhl nzeben den Pelz behangenen "Schiki-Miki-Tussen" die naserümpfend auf mich herabblickten. Nach einer heftigen Herzattacken (infolge der vorangegangenen Langzeitbeatmung und einer hier falschen Behandlung mit Beta Blockern) sagte man mir, ich müsse ja nicht bleiben wenn ich keine Lust mehr hätte.
Nach dieser Kur kam ich für wenige Tage nach Hause und wurde dann wieder als Notfall auf die Intensivstation eines kleinen Krankenhauses eingewiesen. Die hatten von der Pankreas überhaupt keine Ahnung. Meine massiven Beschwerden und die extreme Gewichtsabnahme waren nach deren Meinung psychisch So landete ich dann in einer Psychiatrie, ohne weitere Behandlung. Dass man Enzyme braucht, hatte die dortige innere Abteilung schon weitergegeben. 20 Minuten nach dem Essen wurden diese dann verteilt und dabei kontrolliert ob sie auch richtig geschluckt wurden. Ich weiß heute nicht mehr woher, aber ich hatte die Information, dass diese Tabletten während des Essens eingenommen werden müssen. Einwände wurden abgewiegelt mit den Worten "machen Sie mal, die Ärzte wissen schon was sie tun". Und so wurde man immer weniger und hatte schon den Tod vor Augen. Um das nicht selbst zu dokumentieren, wurde die Waage auf der Station eingeschlossen.
Als ich dann nach langen Querelen zur inneren Abteilung gebracht wurde, eröffnete man mir, dass dort der Chef Arzt ein Pankreas Spezialist sei. Dies war Prof. Dr. Poll, jetzige zweiter Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates. Er hat mir dann den dicken AdP Ordner aus Bett gelegt und mich animiert darin zu lesen. Bis zu diesem Zeitpunkt war es so, als ob ich an einer Stange immer weiter runterrutschte. Nach wenigen Tagen konnte ich mich schon festhalten und nach wenigen Monaten leicht hochziehen. Nachdem ich dann dort entlassen wurde, wollte ich zu einem Baumarkt, um mir einige Nägel für die Wohnung zu holen. Bei einem Autohaus hielt ich an, stieg aus und schlicht in den Verkaufsraum. Dort sah ich ein Cabrio, dass sich innerhalb von 50 Minuten gekauft und zugelassen hatte. Die Nägel habe ich ganz vergessen. Ich hatte in den vergangenen zwölf Monaten fast ununterbrochen an die Decke gestarrt. Offener und freier Himmel war das, was ich mir jetzt wünschte. Es mag oberflächlich erscheinen, aber ich brauchte jetzt etwas worüber ich mich freuen konnte. Das hat mir dann in der Folge geholfen und auch etwas Selbstvertrauen gegeben.
Als es mir dann langsam besser ging, wurde der AP zurück verlegt und etwas später eine plastische Operation am Bauch (der war über Monate offen) erfolgreich vorgenommen. So wurde die Anatomie wieder etwas zurechtgerückt.
Es wäre falsch, wenn ich sagen würde, wie Kur hätte mir nichts gebracht, mein Rentenantrag ging aufgrund des Kurberichtest sofort durch.
Ich will ja nicht mein Leid klagen und andere entmutigen. Ich möchte euch nur aufzeigen, wie wichtig eine gute Nachbehandlung ist. Heute bin ich zwar nicht arbeitsfähig, aber dank meiner inzwischen 17-jährigen Mitgliedschaft im AdP soweit, dass es mir relativ gut geht und ich mich wieder am Leben erfreuen kann. Die Kraft, die ich heute habe widme ich meiner Familie und der Arbeit im AdP. Die Letztere Tätigkeit halte ich für besonders wichtig, damit nicht andere Gleiches mitmachen müssen. Zum Glück gibt es heute Pankreas Zentren, in dem sich die Betroffenen gut informieren können. Aber ich bin immer noch der Meinung, dass man mit einer solchen komplexen Erkrankung den AdP dringend braucht.
Auch findet man dort wirkliche Freunde die einen verstehen. Die in meinem Umfeld bisherigen Freunde haben sich nach dieser Krankheit, bei der zeitweise um Leben und Tod ging, langsam verabschieden.
Bei meinem heutigen Wissensstand über diese Erkrankung könnte mir das alles nicht mehr passieren.
Und wenn ich Probleme (kommt allerdings selten vor) habe, kann ich die vielen Spezialisten in Deutschland, die ich während meiner Tätigkeit beim AdP kennen gelernt haben, fragen.
Einige heimische niedergelassene Ärzte nutzen diese Betroffenen-Kompetenz und schicken Erkrankte zu mir. Nicht weil besonders klug bin, sondern weil ich Erfahrungen habe und eventuell weiterhelfen kann. Das trifft fast für alle Ehrenamtliche Mitarbeiter des AdP zu.
Daher rate ich jedem diese Betroffenen-Kompetenz zu nutzen.
Ich habe euch jetzt einen Weg gezeigt, wie es auch gehen kann. Fairerweise muss ich sagen, dass zum heutigen Zeitpunkt der Informationsstand der Ärzte bedeutend besser ist.
Es soll sich auch keiner durch diesen Bericht entmutigen lassen. Die Wissenschaft ist heute schon viel weiter.
Und nur wir Betroffenen können den Ärzten im Dialog helfen, ihr Wissen voranzubringen.
Alles Liebe und Gute Klaudia,
geht den eingeschlagenen Weg, der sehr gut und erfolgsversprechend ist, tapfer weiter. Nochmals, Ihr habt unsere Bewunderung! Ich würde mich freuen, euch persönlich auf dem nächsten Bundeskongress des AdP im Jahre 2015 in Berlin kennen zu lernen.
Reinhard
PS: Fehler beispielsweise in der Groß und Kleinschreibung bitte ich zu entschuldigen. Ich habe die Diktierfunktion des Gerätes benutzt.
HoKa
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Re: Arbeitsfähigkeit nach totaler Pankreasentfernung

Beitrag von HoKa »

:hallo:

..also ich bin ja nicht betroffen, sondern "nur" Angehörige... (wobei das auch nicht einfach ist.. :( )


Aber als ich Klaudias Beitrag las, ging mir auch so durch den Kopf, ob er jetzt Mut macht oder nicht...???

Meiner meinung nach ist der beitrag von Klaudia so, wie es ablaufen SOLLTE! ...aber für einen "gemeinen patienten" läuft es leider nicht so,,, :| ..und deshalb finde ich den Beitrag von Reinhard hier sehr gut!

Ich zieh den Hut vor beiden Patienten!!! Aber jeder muss seinen Weg finden und mit den eigenen gegebenheiten klarkommen / umgehen! :| ...und DAS ist ja das schwierige! :|

Ich wünsche allen hier alles, alles gute und dass es die Hilfe gibt, die jeder einzelne braucht!!
*Was auch immer gut für deine Seele ist: MACH ES!*
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Reinhard
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Re: Arbeitsfähigkeit nach totaler Pankreasentfernung

Beitrag von Reinhard »

Hallo,
Es ist mit Sicherheit ein Extremfall. Beide Schilderungen. Erwischt man von Anfang an die richtigen Hände, also vom Beginn der Operation bis zur Nachsorge (Reha ect.) so kann man für sich das medizinisch Machbare herausholen. Es gibt Betroffene die nach einer akuten Pankreatitis wieder vollständig beschwerdefrei sind und arbeiten können, es gibt aber auch Patienten die danach Erwerbsunfähigkeitsrente beantragen müssen. Bei Betroffenen mit Pankreas CA ist diese Prognose natürlich nicht so günstig, aber immerhin möglich.
Das, was ich geschildert habe, war vor 17 Jahren. Die Diagnostik und Therapie hat sich in der Zwischenzeit merklich verbessert. Fast jedes große Krankenhaus hat heute schon einen Pankreas-Chirurgen verbunden mit einer begleitenden Radiologie, Intensivstation und gastroenterologischen Vor und Nachsorge. Dies wird unter anderen schon aus wirtschaftlichen Überlegungen angestrebt. (Meine persönliche Meinung)
Bedenken sollte man auch immer, dass es in der Pankreaschirurgie Ärzte gibt, die ihr Fach exzellent verstehen. (Das Prof. Büchler, Heidelberg zu diesen gehört, ist sicher kein Geheimnis)
Mit ein wichtiger Aspekt ist auch die Aufklärung nach einer erfolgten Behandlung. Das fängt beim Diabetes an, über die gezielte Einnahme der Enzyme, Vitamin D3 Mangel mit den Folgeerkrankungen und hört bei einer evt. Schmerztherapie auf.
Den Austausch mit Betroffenen halte ich für sehr wichtig. Hier kann diese Forum allerdings nur begrenzt helfen. Deshalb mache ich gerne auf den AdP mit seinen Gruppen, Regional und Bundesveranstaltungen aufmerksam. Auch können ihr als Mitglied bei unserer Bundesgeschäftsstelle Informationsbroschüren bestellen und im Notfall zu unseren Fachärzten, Ernährungsberaterinnen ect. des wissenschaftlichen Beirat Kontakt aufnehmen. Solltet ihr den Eindruck haben, ich mache zu viel Reklame für den AdP, so habt ihr recht. Die Prügel dafür stecke ich gerne ein. Aber warum soll ich einen Verein, dem ich und viele Andere viel Lebensqualität verdanke, euch nicht ans Herz legen?!! Und wenn ich nur einmal einen entscheidenden Hinweis für meine gesundheitlich Zukunft dadurch bekommen habe, so sind 5 € mtl. doch gut angelegt?! Austreten kann man ja immer :zw: .
In diesem Sinne, bestmögliche Gesundheit und alles Gute
Reinhard
stocki
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Registriert: 23. August 2010, 08:57
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Re: Arbeitsfähigkeit nach totaler Pankreasentfernung

Beitrag von stocki »

Hallo Reinhard,
ich wollte Dich noch mal auf den von Dir im letzten Beitrag angesprochenen Vit.D3 Mangel ansprechen und habe dazu eine Frage.
Bisher habe ich immer nur von einem Mangel der 4 fettlöslichen Vitamine ADE und K gehört.
In meinem Fall ist es so, daß ich lediglich einen Vit D3 Mangel habe und diesen aber weder mit Tabletten, noch mit Spritzen in den Griff bekomme. Die Werte bleiben unter dem Normwert, selbst bei deutlich erhöhter Gabe der Spritzen.
Weisst Du / Ihr woher denn der Vit D Mangel resultiert ? Insbesondere wenn die anderen fettlöslichen Vitamine anscheinend doch problemlos aufgenommen werden.
Danke, liebe Grüße und einen schmerzfreien Tag
Claudia
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Reinhard
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Registriert: 1. Mai 2008, 09:32
Wohnort: Bückeburg

Re: Arbeitsfähigkeit nach totaler Pankreasentfernung

Beitrag von Reinhard »

Hallo,
im Juni 2012 hat der AdP zur Vitamin D - Zufuhr eine Info herausgegeben. Ich versuche die wesentlichen Inhalte dieses Schreibens wiederzugeben.
Zusammengesetzt hat sich der Hauptausschuss des wissenschaftlichen Beirates des AdP sowie einiger Experten im Rahmen eines Symposions eben wegen der Problematik der Vitamin D Zufuhr. Die bisher Verabreichung von Vitamin D mittels der ADEK Spritze (i.m.) hatte oftmals zu keinem zufriedenstellend Vitaminspiegel geführt.
Früher hatte man eine streng fettarme Diät für Patienten mit einer exokriner Pankreasinsuffizienz empfohlen. Heute wird eine ausgewogene Ernährung angeraten. Dies hat dazu beigetragen, dass die mit der Nahrung aufgenommene fettlöslichen Vitamine A,D,E,K in Verbindung mit Enzymen besser resorbiert werden.
Folgende Empfehlungen wurden am Ende des Symposiums als Empfehlung für Patienten mit exokriner Pankreasinsuffizienz herausgegeben:
Zitat:
- Unter Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses wird statt der i.m. Gabe der fettlöslichen Vitamine A,D,E und K (ADEK i.m.) eine orale Therapie empfohlen.
- Vor Beginn der Behandlung einer oralen Gabe sollte der Hausarzt folgende Laborwerte abnehmen: Vitamin 25-Hydroxyvitamin D3, die Nierenwerte und das Calcium im Blutserum.
- Bei Vitamin D-Spiegel im Blut unter 20 ng/ml empfiehlt der Hauptausschuss in den ersten Wochen die tägliche Einame von 1x 20.000 IE Vitamin D (z.B. Dekristol 20.000 zu Frühstück).
Ab der zweiten Woche wird die Einnahme mit 1-2 x 20.000 IE Vitamin D pro Woche fortgesetzt.
- Vier Wochen nach Beginn der Einnahme sollte der Vitamin D-Spiegel im Blutserum kontrolliert werden. Der Zielwert für Vitamin D sollte über 20ng/ml, optimal zwischen 30ng/ml und 60ng/ml liegen. Die Vitamin D-Dosis muss gegebenenfalls angepasst werden. Danach sind Kontrollen im Abstand von 3-6 Monaten ausreichend.
-Wer zur Bildung von Nierensteinen neigt, sollte Vitamin D nur unter strenger ärztlicher Kontrolle einnehmen.
- Wechselwirkungen (Interaktionen) können bei gleichzeitige Einnahme von Dekristol und Benzodiazepinderivaten (z.b. Valium), Barbiturate und Cortision auftreten. Bei einer Allergie auf Erdnüsse und Soja kann auf "Ausweichpräperate" wie z.B. Vigantol -Öl zurückgreifen.
- Eine Substitution der übrigen fettlöslichen Vitamine A,E und K ist bei adäquater Ernährung nicht notwendig.
- Betroffene, bei denen unter der bisherigen intramuskulären Gabe von ADEK zufriedenstellend Ergebnisse gebracht haben können dies natürlich fortsetzen. Man könnte eventuell ins durch einen Auslassversuch die Indikationsstellung überprüfen.

ADP Mitglieder haben dieses alles Mitte letzten Jahres schriftlich bekommen.
Für alle anderen mag das überraschen sein.
Man kann es nicht oft genug sagen, aber Grundlage für diese Umstellung ist eben eine ausgewogene Ernährung (mit Fetten) und entsprechende Substitution mit Enzymen.
Nix mehr mit gedünsteten und extrem fettarmen Speisen. Das gilt allerdings nur wer es verträgt.

Stocki: ist Deine Frage damit ausreichend beantworten?
Alles Gute
Reinhard
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