Meine Whipple-Operation

an der Bauchspeicheldrüse erkrankten Menschen. Was bedeutet eine Pankreas- / Bauchspeicheldrüsenerkrankung für das Umfeld der Patienten?
Hier können sich Angehörige und Freunde von Pankreas- / Bauchspeicheldrüsenpatienten austauschen
und haben die Möglichkeit über andere Angehörige / Freunde Rat und Hilfe zu finden.
Antworten
MarkusH
Beiträge: 1
Registriert: 27. März 2023, 09:42
Kontaktdaten:

Meine Whipple-Operation

Beitrag von MarkusH »

Guten Tag ins Forum

Nachdem ich vor meiner OP viel hier gelesen habe und mich informiert habe möchte ich ein paar Zeilen zu meiner OP und meinem Verlauf schreiben. Mir geht es auch darum Betroffenen Mut und Zuversicht zu machen. Bei der OP war ich 51 Jahre alt. Bereits mein Vater ist 2017 an BSD-Krebs erkrankt und verstorben. Daher wusste ich was auf mich zukommen könnte.
Bei mir wurde Ende Juli 2022 bei einem akuten Nierenstein Erkrankung auf dem MRI eine unklare Veränderung an der BSD festgestellt.

Nach Überweisung an den Hausarzt, Besprechung und weiterer Unklarheit was für eine Diagnose es sein könnte wurde ein MRI durchgeführt.
Nach einer weiteren Besprechung des Berichtes mit dem Hausarzt ist nach wie vor nicht klar was ich an der BSD habe.
Der Hausarzt wollte mich an irgendein Bauchzentrum verweisen, ich habe ihm gesagt, dass ich zu Dr. Z'Graggen in Bern möchte. Es hat die Überweisung geschrieben und ein paar Tage später hatte ich einem Termin.
Herr Z'Graggen hat mich sehr freundlich empfangen und aufgeklärt. Für Ihn war sofort klar, dass es eine Gewebeveränderung ist die sich im Gallengang vom Kopf der BSD her ausbreitet und den Gang teilweise ausgeweitet hat.
Für eine noch genauere Diagnose musste ich eine Endo Sonografie durchführen.
Nach der Untersuchung war klar, dass sicher ein Teil der BSD (Kopf) entfernt werden muss und nach einem Schnellschnitt das Gewebe untersucht werden muss um während der OP abzuklären ob nur der Teil oder doch die ganze BSD entfernt werden muss.
Ich wurde vorgängig sehr gut informiert, Ernährungsberatung, Pflegefachmitarbeitende sowie Psychologin und Anästhesie.
Die ganze Ungewissheit vor der OP war gross und ich habe versucht ruhig zu bleiben und nicht durchzudrehen. Meine Partnerin war und ist eine unendlich wichtige Stütze.
Am 26.10.22 war es soweit, der OP-Termin im Spital Beau Site in Bern. Ich wurde rund 6 Stunden operiert, ein teils des BSD-Kopfes (die Schnellschnitt Untersuchung war im guten Bereich), Gallenblase, Zwölffingerdarm sowie rund 70% des Magens wurden entfernt.
Nach einer recht ruhigen nach auf der Intensive Station wurde ich im Verlauf des Morgens auf die Normale Station verlegt.
Mir ging es bis auf erträgliche Schmerzen und die Magensonde, dich ich noch sehr gut Kennenlernen werde entsprechend gut.

Das Resultat der Paralogie war sehr erfreulich, der Tumor war noch nicht bösartig und ich muss auch keine weitere Therapie machen.
Auch sind die Blutzuckerwerte sehr gut und ich muss kein Insulin spritzen.
Die ersten 5 Tage ging es mir immer besser, ich konnte gut aufstehen, mich bewegen und fühlte mich sehr gut. Bis auf den Darm der nicht funktionierte. Die abführende Magensonde hatte ich weiterhin und ich konnte gar nichts Essen und ich wurde 100% über den Zentralen Venenkatheter ernährt.

Nach 6 Tagen wurde mir die Drainage gezogen und von da an ging es mir jeden Tag schlechter.
Ich fühlte mich Matt, fiebrig und mir war oft schlecht. Ich musste mich übergeben.

Es wurde mit allen möglichen Mittel versucht den Darm anzuregen aber ohne Erfolg.
Ich hatte ein Schluckröngen sowie eine Magenspiegelung, es wurde nichts Auffälliges festgestellt.
Mittlerweile war mein CRP-Wert auf über 300 angestiegen und meine Antibiotika Dosis wurde auf alle 8 Stunden per IV erhöht.

Ich fühlte mich jeden Tag schwächer und ich musste alle meine Energie aufbringen um Positive zu bleiben und das zu ertragen.
Die Nächte waren unendlich lang und ich fand keine Position mehr im Bett in der ich entspannt liegen konnte. Der rücken schmerzte unendlich. Mit Heizkissen, Schmerzmittel konnte ich ein paar Stunden schlafen.
Die Magensonde störe mich immer mehr und reizte mich im Hald. Dreimal musste ich eine neue legen lassen, weil ich sie raus gehustet hatte.
Als dann am Morgen die Magensonde voll Blut war ging es ab zur Magenspiegelung. Daraufhin musste die Sonde entfernt werden.
Und plötzlich nach drei Wochen fing mein Darm an sich langsam zu rühren. Ich konnte kleinste Mengen Nahrung zu mir nehmen und meine Verdauung kam mit Unterstützung von Kreon langsam in die Gänge.
Vier Wochen nach der OP kam ich in die Reha. Immer noch mit unterstützender künstlicher Ernährung da ich doch ziemlich Gewicht verloren hatte.
Am Tag der Reha Ankunft konnte ich 100 Meter laufen, dann musste ich mich Setzen. Eine Etage Treppenlaufen war langsam möglich.
Von da an ging es aufwärts, ich hatte täglich bis zu sechs verschiedenen Aktivitäten, (Gymnastik Kraftraum, Fahrradfahren, Physik, Gehtraining, Massage)
Teilweise war es sehr anstrengend weil es mir am Morgen vom Antibiotika immer sehr schlecht war. Aber ich konnte mich durchbeissen und motivieren. Mit der Bewegung kam langsam die Energie zurück und es ging mir immer besser. Nach vier Wochen konnte ich das Antibiotika von IV auf Tabletten umstellen was eine Erleichterung war und auch konnte ich die Zusatzernährung einstellen.
Nach 46 Tagen Spital und Reha konnte ich nach Hause.
Seit Feb. 2023 arbeite ich wieder 100%, mache möglichst viel Sport das ist extrem wichtig für mich weil es mir dadurch viel besser geht.
Die Ernährung funktioniert recht gut, wenn ich mich an ein paar Sachen wie kleinere Malzeiten, wenig Kohlensäure, wenig Fleisch, finde ich auch nicht mehr gut, wenig Süsses, keine Schokolade. Ich nehme Kreon bei schwer Verdaulichen Mahlzeiten. Wenn ich Zuviel Esse muss ich mich Übergeben und der Magen wir vollständig geleert. So langsam weiss ich was geht mit Essen und was nicht.
Soweit geht es mir sehr gut und ich freue mich am Leben und an all den kleinen schönen Dinge. Mir ist bewusst, dass ich auch viel Glück hatte, es hätte und kann anders kommen. Ich bleibe Positive.
Ich bin 15 KG leichter und gebe mir mühe mein Gewicht zu halten.
Wichtig war während der Zeit im Spital und in der Reha den Glauben nicht verlieren, Positive bleiben, Freunde und ein gutes Umfeld, dass einem unterstützt.
Die Medizinische Unterstützung war sehr gut und da bin ich den Äzten und dem Pflegepersonal unendlich Dankbar.

Meine Beiden Schwestern haben ein MRI gemacht und es wurde bei beiden Veränderungen an der BSD festgestellt. Sie müssen es weiter beobachten.


Beste Grüsse und alles Gute

Markus
Schnerrine
Beiträge: 51
Registriert: 21. Februar 2022, 18:40
Wohnort: Erzgebirge

Re: Meine Whipple-Operation

Beitrag von Schnerrine »

Danke lieber Markus für die umfassende Schilderung deiner Krankengeschichte. Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und Zuversicht und alles erdenklich Gute. Wenn der Tumor noch nicht bösartig ist, ist das schon die halbe Miete.
Weiterhin viel Glück.
LG Erika
"Reichtum ist viel, Zufriedenheit ist mehr, Gesundheit ist alles!"
Mitch07
Beiträge: 3
Registriert: 16. Juli 2023, 07:25

Re: Meine Whipple-Operation

Beitrag von Mitch07 »

Hallo Marcus,
eine sehr gute detaillierte Beschreibung in der ich mich, gerade in Bezug auf die Magensonde wiederfinde. Deine Erlebnisse haben mir beim Lesen richtig gut geholfen.
Ich wünsche Dir alles Gute und nochmals
Dankeschön.
Antworten