Mache mir Vorwürfe nach kleinen Meinungsverschiedenheiten

an der Bauchspeicheldrüse erkrankten Menschen. Was bedeutet eine Pankreas- / Bauchspeicheldrüsenerkrankung für das Umfeld der Patienten?
Hier können sich Angehörige und Freunde von Pankreas- / Bauchspeicheldrüsenpatienten austauschen
und haben die Möglichkeit über andere Angehörige / Freunde Rat und Hilfe zu finden.
Andrea C
Beiträge: 4
Registriert: 12. November 2020, 23:12

Mache mir Vorwürfe nach kleinen Meinungsverschiedenheiten

Beitrag von Andrea C »

Liebes Forum,
nie hätte ich gedacht, dass ich einmal Trost in einem Forum dieser Art suchen würde.
Mein Mann hat die Diagnose vor 3 1/2 Jahren bekommen.
Es ist ein Geschenk, dass ich ihn noch haben darf.
Dass das Leben mit dieser Diagnose nicht einfach ist, brauche ich hier niemandem zu erzählen.
Mich beschäftigt allerdings noch etwas anderes.
Da mein Mann und ich sehr starke Persönlichkeiten sind, noch dazu ist er Italiener und ich Österreicherin, kommt es manchmal- zum Glück nicht oft- zu Meinungsverschiedenheit.
Mir tut das dann oft weh, denn es ist eine verlorene Zeit.
Ich mache mir dann Vorwürfe, ob ich es nicht hätte vermeiden können/ sollen MÜSSEN.
Doch vermeiden lässt sich das eben nicht ganz.
Geht es jemandem hier vielleicht ähnlich, und wenn ha, wie kann man damit umgehen.
Liebe Grüße aus Bologna
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gesundheitimleben41
Beiträge: 12
Registriert: 9. November 2020, 11:07

Re: Mache mir Vorwürfe nach kleinen Meinungsverschiedenheiten

Beitrag von gesundheitimleben41 »

Hallo Andrea,

das ist / war bei mir und meinem Freund ähnlich. Ich habe mir auch immer wieder Vorwürfe und Gedanken gemacht, da ich ihn nicht noch zusätzlich belasten wollte. Mir ging es generell einige Zeit schlecht wegen seiner Diagnose und musste mich besser abgrenzen. Seit dieser Zeit habe ich auch kein Problem mehr mit Meinungsverschiedenheiten / Streitigkeiten. Denn das ist in jeder Beziehung normal ! Und es ist doch schön, wenn man ein Stück Normalität in die Beziehung bringen kann (so sieht es auch mein Freund). Wenn ich dauernd Rücksicht auf ihn nehmen würde und jeder Diskussion aus dem Weg gehen würde, würde er sich nicht mehr ernst genommen fühlen. Und für die Beziehung ist es auch gut, wenn es dynamisch ist und nicht immer nur um seine Gesundheit geht!

Vielleicht konnte ich dir ja ein bisschen deine Sorgen / Ängste nehmen.

Alles Liebe euch beiden!
LG
Gesundheit geht übers Reichsein!
HoKa
Beiträge: 171
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Wohnort: Sachsen-Anhalt

Re: Mache mir Vorwürfe nach kleinen Meinungsverschiedenheiten

Beitrag von HoKa »

Mir geht es in letzter Zeit auch öfter so, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, weil wir uns gestritten haben... Aber muss ich alles "runterschlucken" wegen seiner schlimmen Diagnose? Muss ich mich "hintenanstellen" ??? Es ist manchmal verdammt schwer ;(
*Was auch immer gut für deine Seele ist: MACH ES!*
Belly0815
Beiträge: 1
Registriert: 14. Dezember 2020, 13:38

Re: Mache mir Vorwürfe nach kleinen Meinungsverschiedenheiten

Beitrag von Belly0815 »

Hallo ihr Lieben,
ich kann euch gut verstehen. Mit so einer Diagnose umzugehen ist wahrscheinlich für die Angehörigen noch schwieriger als für den Betroffenen selbst, weil man sich schwer in ihn hineinversetzen kann. Auch mein Vater muss sich mit dieser Wahrheit auseinandersetzen und es fällt mir oft schwer, wie ich mit ihm umgehen soll, weil es (verständlicherweise) an manchen Tagen besonders stark auf seine Stimmung schlägt und es mir dann noch schwerer fällt, bei seinen Launen immer freundlich zu bleiben und ihn so gut es geht zu versorgen.
Aber ich stimme gesundheitimleben41 zu: Für die meisten Menschen mit solchen Diagnosen ist es wichtig, nicht mit Mitleid überschüttet oder anders behandelt zu werden. Die "Normalität" mit alltäglichen Streitigkeiten ist glaube ich oft sogar das einzig Normale, was dann noch bleibt. Und ich sehe es sogar immer als positiv - solange sich mein Vater noch über belanglose Dinge aufregen und mit mir diskutieren kann und will, beschäftigt ihn nicht immer nur seine Gesundheit. Es lenkt ihn vielleicht sogar ab, was ihm gut tun könnte. Und wichtig ist ja nur, dass wir unseren Lieben weiterhin unterstützend beistehen und uns immer wieder schnell mit ihnen vertragen. Alles andere würde unnatürlich sein und letztendlich wohl auch niemandem weiterhelfen.
Ganz liebe Grüße und bleibt trotzdem weiterhin stark! Ihr macht das bestimmt gut, so wie ihr es macht! :daumenh:
davidiane78
Beiträge: 6
Registriert: 26. November 2020, 23:31

Re: Mache mir Vorwürfe nach kleinen Meinungsverschiedenheiten

Beitrag von davidiane78 »

Hallo an alle.

Ich möchte mich gerne Belly0815 anschließen.
Mein Lebensgefährte kämpft seit 2 Jahren gegen den Krebs und es ist noch immer schwer, mich nicht zu verlieren.
Am Anfang war die Angst allgegenwärtig, dass er in ein paar Monaten tot ist, da ordnet man alles unter. Wir hatten das Glück, dass die Therapie angeschlagen hat, der Tumor aber dann leider doch "nur" R1 entfernt werden konnte. Inzwischen versuche ich, meine Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren (z.B. bei der Hausarbeit ;) ), denn das Thema incl. Chemo ja - nein - ja -nein ist immer noch da und wird uns nie mehr verlassen.
Ich bin froh, inzwischen wieder streiten zu können, das bringt ein wenig Normalität. Die Gefühle und die Wut sind ja trotzdem da und mein LG ist sich sehr bewusst, dass es zwei Ebenen gibt: die Erkrankung und die Beziehung. Und wenn es in der Beziehung gerade knistert und funkt, muss das raus und darf nicht von der Krankheit zugedeckt werden. Wenn man das Glück hat und zu den Überlebenden gehört, bricht das angestaute sowieso irgendwann raus und dann ist es vernichtend. Ich weiß wovon ich spreche, ich bemühe mich gerade um "Kontrolliertes Ablassen bzw. Leeren des Staudammes". :D
Also: Freu Dich und ich glaube, es könnte auch für Deinen Mann ein Gefühl der Normalität bringt, das er vielleicht schon seit langem vermisst.

Alles Gute Euch beiden.
Davidiane
Sterntaler
Beiträge: 136
Registriert: 23. August 2017, 09:39

Re: Mache mir Vorwürfe nach kleinen Meinungsverschiedenheiten

Beitrag von Sterntaler »

Hallo,
Ihr habt wenigstens noch die Gelegenheit Euch auszusprechen und zu arrangieren mit Eurem Partner.
Mein Ehemann starb eines plötzlichen, unerwarteten Todes. Er fiel im Bad vornüber und war sofort?? tot. Als ich ihn da so liegen sah, rief ich sofort den Rettungswagen, der innerhalb 10 Minuten (für mich eine Unendlichkeit) an Ort und Stelle war. Inzwischen hielt ich die Hand meines Mannes, sagte ihm immer wieder, dass alles gut wird und wie sehr ich ihn liebe (gefühlte 10000 Mal).
Leider ging mein Mann im Streit von mir und wir konnten uns nicht mehr versöhnen. Immer wieder versuchte ich den Ablauf unserer Meinungsverschiedenheit zu rekonstruieren. Was hat er gesagt?, wie habe ich darauf reagiert?, war mein Tonfall zu heftig?, war mein Vorwurf gerechtfertigt?, hätte ich mich vielleicht mehr zurücknehmen oder nachgeben müssen? Tagelang lief so das Rädchen und ich dachte, dass ich überschnappen würde. Die Beerdigung lenkte mich etwas ab, aber danach ging es wieder weiter.....
Als ich wieder etwas realistischer denken konnte ohne mich ständig mit Schuld zu beladen, kam ich zu dem Entschluss und der Erkenntnis, dass unser Streit von meinem Mann ausgegangen war und ich mich adäquat und ohne zu beleidigen gewehrt habe. Und dass ich eigentlich in unserer Ehe immer die "Gebende" war und verziehen habe.
Das habe ich mir immer wieder und immer wieder und immer wieder gesagt und es mir vorgestellt und dann später auch verinnerlicht. Danach habe ich so allmählich inneren Frieden gefunden, den ich auch in meinem Herzen festhalten konnte bis jetzt.
Das Thema ist jetzt für mich soweit abgeschlossen und (fast) verarbeitet. Mein Mann hat jetzt ein ganz besonderes Plätzchen in meinem Herzen und wir sind uns ganz nahe.
Aber das war ein langer, mühevoller Prozess.

Ich begleite Euch mit tröstenden und liebevollen Gedanken.
Genießt Eure Zeit mit euren Lieben, denn sie ist so kostbar.

Advents-Grüße,
Sterntaler
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Nola
Beiträge: 11
Registriert: 17. Dezember 2020, 01:49

Re: Mache mir Vorwürfe nach kleinen Meinungsverschiedenheiten

Beitrag von Nola »

Hallo Zusammen!

Was bin ich froh, dass dieses Thema hier aufkam! Ich bin auch schon mehrmals mit solchen Dingen konfrontiert worden und habe bis jetzt keine Lösung gefunden... Eure Ratschläge lese ich mir aber sehr gerne durch und werde einmal ordentlich darüber nachdenken!

Gerade wie dir, Sterntaler, ging es mir damals nach dem Tod eines nahen Familienangehörigen. Das war im Jahr 2006. Wir sind im Streit auseinander gegangen... Und bis jetzt mache ich mir zwar keine direkten Vorwürfe mehr, aber es ist ein sehr fieses Gefühl. Mich würde es deshalb interessieren, haben andere auch das gleiche / so etwas ähnliches erlebt?

Vielleicht können noch mehr Leute ihre Erfahrungen und Lösungen damit teilen? Es hilft immer, sich über so etwas auszutauschen...

Viele Grüße und auch ich wünsche eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit,
Nola
Andi
Beiträge: 894
Registriert: 15. Februar 2011, 20:42

Re: Mache mir Vorwürfe nach kleinen Meinungsverschiedenheiten

Beitrag von Andi »

Hallo ihr Lieben,
ja, es ist ein spannendes Thema was viele bewegt, weil es sehr emotional ist.
Ich glaube es ist gut, wenn man sich schnell wieder versöhnt, sich reflektiert und auch das eigene Versagen sehen kann, dann wirkt eine Entschuldigung Wunder , man muss nicht bis zum bitteren Ende auf seiner Meinung herumreiten, zur Partnerschaft gehört auch Toleranz dem anderen gegenüber, ich denke wenn man sich liebt, will man dem anderen nichts Böses, trotzdem darf jeder seine Meinung haben.
Geht es mir oft nicht gut, bin ich nicht so ausgeglichen, trotzdem erlebe ich bedingungslose Annahme und Hilfe.
Wir wollen uns doch freuen aneinander, eine Beziehung braucht Pflege und man muss dafür auch was tun.
Das wünsche ich uns allen ganz sehr, das wir daran festhalten, wir alle leben letztendlich aus der Vergebung , weil keiner fehlerlos ist.
Das macht uns frei und offen für den anderen und man hat Freude aneinander.
Das wünsche Euch allen ganz sehr.

Lg Andi 🎄

I
Laurat0503
Beiträge: 12
Registriert: 21. Dezember 2020, 15:30
Wohnort: NRW

Re: Mache mir Vorwürfe nach kleinen Meinungsverschiedenheiten

Beitrag von Laurat0503 »

Darf ich fragen, wurde eine chemo vor der Op gemacht?
Ist zwar jetz nicht Themen genau, aber ist mir so aufgefallen
Lg

Ich möchte mich gerne Belly0815 anschließen.
davidiane78 hat geschrieben: 16. Dezember 2020, 17:55 Hallo an alle.

Ich möchte mich gerne Belly0815 anschließen.
Mein Lebensgefährte kämpft seit 2 Jahren gegen den Krebs und es ist noch immer schwer, mich nicht zu verlieren.
Am Anfang war die Angst allgegenwärtig, dass er in ein paar Monaten tot ist, da ordnet man alles unter. Wir hatten das Glück, dass die Therapie angeschlagen hat, der Tumor aber dann leider doch "nur" R1 entfernt werden konnte. Inzwischen versuche ich, meine Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren (z.B. bei der Hausarbeit ;) ), denn das Thema incl. Chemo ja - nein - ja -nein ist immer noch da und wird uns nie mehr verlassen.
Ich bin froh, inzwischen wieder streiten zu können, das bringt ein wenig Normalität. Die Gefühle und die Wut sind ja trotzdem da und mein LG ist sich sehr bewusst, dass es zwei Ebenen gibt: die Erkrankung und die Beziehung. Und wenn es in der Beziehung gerade knistert und funkt, muss das raus und darf nicht von der Krankheit zugedeckt werden. Wenn man das Glück hat und zu den Überlebenden gehört, bricht das angestaute sowieso irgendwann raus und dann ist es vernichtend. Ich weiß wovon ich spreche, ich bemühe mich gerade um "Kontrolliertes Ablassen bzw. Leeren des Staudammes". :D
Also: Freu Dich und ich glaube, es könnte auch für Deinen Mann ein Gefühl der Normalität bringt, das er vielleicht schon seit langem vermisst.

Alles Gute Euch beiden.
Davidiane
Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren (z.B. bei der Hausarbeit ;) ), denn das Thema incl. Chemo ja - nein - ja -nein ist immer noch da und wird uns nie mehr verlassen.
Ich bin froh, inzwischen wieder streiten zu können, das bringt ein wenig Normalität. Die Gefühle und die Wut sind ja trotzdem da und mein LG ist sich sehr bewusst, dass es zwei Ebenen gibt: die Erkrankung und die Beziehung. Und wenn es in der Beziehung gerade knistert und funkt, muss das raus und darf nicht von der Krankheit zugedeckt werden. Wenn man das Glück hat und zu den Überlebenden gehört, bricht das angestaute sowieso irgendwann raus und dann ist es vernichtend. Ich weiß wovon ich spreche, ich bemühe mich gerade um "Kontrolliertes Ablassen bzw. Leeren des Staudammes". :D
Also: Freu Dich und ich glaube, es könnte auch für Deinen Mann ein Gefühl der Normalität bringt, das er vielleicht schon seit langem vermisst.

Alles Gute Euch beiden.
Davidiane
Dass das Leben mit dieser Diagnose nicht einfach ist, sind, noch dazu ist er Italiener und ich Österreicherin, kommt es manchmal- zum Glück nicht oft- zu Meinungsverschiedenheit.
Mir tut das dann oft weh, denn es ist ein Zeit.
Ich mache mir dann Vorwürfe, ob ich es nicht hätte vermeiden können/ sollen MÜSSEN.
Doch vermeiden lässt sich das eben nicht ganz.
Geht es jemandem hier vielleicht ähnlich, und wenn ha, wie kann man damit umgehen.
Liebe Grüße aus Bologna
davidiane78
Beiträge: 6
Registriert: 26. November 2020, 23:31

Re: Mache mir Vorwürfe nach kleinen Meinungsverschiedenheiten

Beitrag von davidiane78 »

Hallo nochmal.
Es wurde erst eine Chemo gemacht (12x Folfirinox). Das war noch nicht ausreichend, daher danach Bestrahlung. Dann OP mit Erfolg von R1.
Liebe Grüße,
Davidiane
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